In den USA gibt es den Sender Black Entertainment Television (BET). Fernsehen von Schwarzen für Schwarze.

Die Grammys vom Sonntag übertrug der weisse TV-Riese CBS. Nach der Show gab es Leute, die das Gefühl hatten, die Veranstaltung auf BET geschaut zu haben: denn vorwiegend wurde der afroamerikanischen Musik-Kultur gehuldigt.

Auch deshalb, weil die Grammys im Zeichen von fünfzig Jahren Hip-Hop standen und dieses Jubiläum völlig zu Recht gebührend gefeiert wurde.

Die Auszeichnung für das beste Album des Jahres ging dann aber an den bleichen Briten Harry Styles. Und nicht, wie von vielen erwartet, an die schwarze Beyoncé.

Während seiner Dankesrede sagte Styles einen Satz, der ihm wenige Stunden später um die Ohren flog: «Das passiert Leuten wie mir nicht so oft.»

Amerikas woke Scharfrichter drehten ihm in den sozialen Medien postwendend einen Strick daraus: «Das ist das weisseste Privileg, das jemals bei einer Preisverleihung geäussert wurde, für alle Zeiten», empörte sich stellvertretend der landesweit bekannte amerikanische Podcaster Sam Sanders.

Wie bitte, worum geht es hier?

Sanders und Co. finden Styles’ Aussage degoutant, weil «Leute wie er», also Weisse, alle Privilegien dieser Welt genössen und er sich zudem über Beyoncé lustig gemacht habe.

Denken scheint in der überhitzten Befindlichkeits-Debatte verboten. Was Styles, von der Aufmachung her eher Frau als Mann, nämlich meinte: Wenigen Leuten wie ihm aus bescheidenen Verhältnissen sei es vergönnt, erfolgreich zu sein.

Pikantes Detail: Der weisshäutige Eminem, der erfolgreichste amerikanische Rapper und Türöffner für manch einen, der sich bisher nicht besonders für dieses Genre interessierte, blieb im Grammy-Rückblick zu fünfzig Jahren Hip-Hop unerwähnt.

Wehe dem, der es wagt, das zu kritisieren.