«Während der EM 2004 in Portugal werden alle Spiele live auf Grossleinwand übertragen, Public Viewing nennt sich das», dies konnte man vor achtzehn Jahren in der Zuger Zeitung lesen. «Public Viewing», ein Begriff, der damals den Lesern noch erklärt werden musste.

Seither waren diese Events für die Schweizer Fans – sofern ihre Nati an den grossen Turnieren dabei war – ein Riesen-Renner. Und mit Ausnahme der EM 2012 war dies seit 2004 immer der Fall.

Achtmal WM oder EM! Bedeutete: Mit Freunden und einem kühlen Bier vor einer Grossleinwand draussen die Spiele geniessen – so ging WM oder EM.

Denn in diesem Jahr ist alles anders.

Wenn im Wüsten-Staat Katar das Team von Nati-Coach Murat Yakin am 24. November zum ersten Gruppenspiel gegen Kamerun antritt, liegt in der Schweiz vielleicht schon Schnee. Und Wärme-Pilze, die in den Festzelten aufgestellt werden könnten, werden meistens mit Gas betrieben. Wetten, dass die Wärme-Spender bis dann wegen der aktuellen Energie-Krise schweizweit verboten sind?

Dazu kommt: Wegen der Zeitverschiebung muss die Nati gegen Kamerun bereits um 11 Uhr Schweizer Zeit antreten. Wer hätte da schon Zeit, sich an einem Glühwein im kalten Festzelt die Hände zu wärmen?

Eine Umfrage der Agentur Keystone-SDA zeigt jetzt: In der Stadt Zürich wurden drei Gesuche von Privaten eingereicht, zwei aber bereits wieder zurückgezogen.

In Bern gab es ein Gesuch, auch dieses ist in der Zwischenzeit zurückgezogen worden.

In Basel, Luzern und St. Gallen gibt’s keine Eingaben für grosse Veranstaltungen mit Spielübertragungen der WM.

Einzig in Genf soll eine Fan-Zone mit Grossleinwand und Zelten entstehen. Dagegen wurde schon eine Petition gegen «diese Weltmeisterschaft der Schande» mit 300 Unterschriften eingereicht.

Eine WM (fast) ohne Public Viewings!

Schuld sind sicher die Energie-Krise wegen des Ukraine-Krieges, die wieder aufkommende Angst vor Corona – und der ungewöhnliche Termin mitten im europäischen Winter.