Die Statistik der Schweizer Flüchtlingshilfe lässt keinen Raum für Missverständnisse. Im Vergleich zu 2019 (441) hat sich die Zahl der minderjährigen Flüchtlinge, die unbegleitet in die Schweiz kommen, bis 2021 mehr als verdoppelt (989).

Die meisten Asylsuchenden kommen aus Afghanistan (670), gefolgt von Algerien (70) und Marokko (48).

Dies führt offenbar zu unhaltbaren Zuständen: Im Jugend-Asylzentrum Lilienberg in Affoltern am Albis gehe es zu und her wie in einem «Dauer-Klassenlager fast ohne Betreuungspersonen» schreibt die Neue Zürcher Zeitung. Die Küchen seien mit Spritzen und Essensresten übersät, die Toiletten teilweise mit Kot verschmiert und die Böden der WC-Anlagen überschwemmt. Dazu kommen Lärmemissionen, die das Quartier während der ganzen Nacht belästigen.

Verantwortlich für die Misere ist nicht nur die wachsende Zahl der jugendlichen Asylsuchenden, sondern vor allem die städtische Asylorganisation Zürich (AOZ).

Diese 1988 gegründete Institution sichert sich den Auftrag offenbar mit einem realitätsfremden – viel zu tiefen – Kostenvoranschlag. Nun ist sie von der Zahl der Asylsuchenden auf dem falschen Fuss erwischt worden und mit der Betreuung komplett überfordert.

Nur eine oder zwei ausgebildete Fachkräfte hätten sich jeweils um die rund 90 Jugendlichen gekümmert. In einem vom kantonalen Sozialamt in Auftrag gegebenen Bericht heisst es abschliessend: «Die soziale und pädagogische Betreuungssituation im Lilienberg ist besorgniserregend.»

Die Situation ist vor allem für Zürich eine Bankrotterklärung. Die Stadt schanzte den Auftrag der eigenen Organisation zu – und überging wohl deutlich realistischere Offerten von privaten Anbietern.

Im Fussball würde man von einem klassischen Eigentor sprechen – nur dass es in diesem Fall nicht um ein Spiel, sondern um Steuergelder, die soziale Sicherheit und Menschenleben geht.