Ist Wohnen in der Schweiz unanständig teuer geworden? Der Mieterinnen- und Mieterverband klagt über den steigenden Druck auf die Mieter, spricht von einer sozialen Zeitbombe und klagt die Immobilienunternehmen an, weil diese auf zu hohe Renditen kämen. Jeder Miethaushalt in der Schweiz habe 2021 jeden Monat 370 Franken zu viel Miete bezahlt.
Sollte dieser Vorwurf zutreffen, wäre das ein Diebstahl enormen Ausmasses.
Aber so ist es nicht. Der Mieterverband kommt nur deshalb zu diesen Anschuldigungen, weil er den Mietwohnungsmarkt mit seinen 2,3 Millionen Einheiten nicht als Markt betrachtet.
Er schreibt es so: Wohnraum aus einer marktwirtschaftlichen Sicht zu betrachten, sei schlicht falsch. Boden sei ein begrenztes Gut, er könne nicht reproduziert werden, wenn die Nachfrage steige. Wohnraum dürfe nicht als Ware betrachtet werden.
Folgerung und Forderung daraus: die Preise fesseln, Mieten strikt kontrollieren. Hätte man das seit 2006 gemacht, dann würden die Miethaushalte, so der Verband, jetzt nicht jeden Monat viel zu viel bezahlen.
Die Rechnung geht, wie das Beratungsbüro Bass darlegt, so: Die Mieten 2006 waren etwa richtig. Von da an hätten sie sich aus Verbandssicht gemäss mietrechtlicher Nettorendite bewegen sollen; diese bemisst sich vor allem an den Kosten, die ab 2010 gesunken sind.
Es kam aber anders. Es gab eine lange Steigerung der Mietzinsen und Immobilienrenditen. Warum?
Vor allem wegen einer starken Zunahme der Nachfrage nach Wohnraum. Wenn das Angebot nur schwach erweiterbar ist, die Nachfrage aber enorm zulegt, steigen eben die Preise. In einem Markt.
Genau den Markt will der Mieterverband weghaben. Was wären dann aber die Folgen?
– Die Mieten blieben so niedrig, dass die Nachfrage noch grösser wäre, so dass man den Wohnraum irgendwie rationieren und bürokratisch zuteilen müsste. Der Kampf um Quadratmeter könnte Formen annehmen, die man sich heute nicht vorstellen kann oder mag.
– Grundeigentümer würden weniger bauen, da die Rendite niedriger wäre. Die Raumknappheit würde sich verschärfen.
– Das Umziehen und Mieten würde viel schwieriger. Viele Mieter würden sich quasi in günstigen Wohnungen verbarrikadieren, wie man es vom Ausland kennt.
Besonders brisant: Die Bewegungen der Mietzinsen hängen wesentlich mit der Nachfragesteigerung durch die Zuwanderung zusammen.
Auch wenn dies auf linker Seite wie dem Mieterverband nicht thematisiert wird: Wenn das Wohnen teurer wird, spürt man daran auch direkt die Folgen des Bevölkerungswachstums und damit der Einwanderung.
Mietzinsen können als Preissignale sogar eine besondere Bedeutung erlangen, quasi als vorauseilende Indikatoren: Überfüllungswirkungen in Form abnehmender Qualität der Schulen, der öffentlichen Infrastruktur oder Verkehrsnetze zeigen sich erst verzögert. Die Mieten reagieren viel direkter und rascher, der Wohnungsmarkt kann so als erstklassiger Indikator funktionieren, wenn man ihn lässt.
Prediger Chatbot
Das textbasierte Dialogsystem Chat GPT kann auf Fragestellungen mit enormer Fertigkeit Informationen aus dem Internet zusammensuchen. Es gibt nun Bedenken, die Antworten seien nicht frei von Voreingenommenheit.
Hier ein kleiner Test. Frage: «Ist es nötig, bis 2050 klimaneutral zu werden?»
Antwort: «Ja, es ist notwendig, dass die Menschheit bis spätestens 2050 klimaneutral wird. Das bedeutet, dass die Treibhausgasemissionen auf null reduziert werden müssen, um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf maximal 2 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen und somit die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern. Dieses Ziel wurde im Pariser Klimaabkommen von 2015 von fast allen Staaten der Welt anerkannt, und es ist notwendig, dass wir alle gemeinsam daran arbeiten, es zu erreichen. Es erfordert weitreichende Veränderungen in allen Bereichen, wie zum Beispiel den Übergang zu erneuerbaren Energien, die Verbesserung der Energieeffizienz, die Verringerung des Verbrauchs und der Verschwendung von Ressourcen sowie die Umstellung auf nachhaltige Landnutzung und Transporte. Es gibt bereits viele Länder, Unternehmen und Organisationen, die sich verpflichtet haben, bis 2050 klimaneutral zu werden, und es ist wichtig, dass immer mehr Akteure diesem Beispiel folgen und gemeinsam daran arbeiten, eine nachhaltige Zukunft für alle zu schaffen.»
Das ist jetzt noch stromlinienförmiger herausgekommen, als man es erwartet hatte.
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Vertreter von Nichtregierungsarganisationen, spielen sich gerne öffentlich und medienwirksam als Sachwalter oder als Anwälte der Bürger, oder von gesellschaftlichen Gruppen, auf. In den Jahren 1968 bis 1990 waren sie meist wirklich wohl ehrlich um die Vertretung der Interessen ihrer vermeintlich Schutzbefohlenen bemüht. Heutzutage geht es der Mehrheit dieser NGO-Leute jedoch wohl hauptsächlich um möglichst erfolgreiche Selbstvermarktung, egal ob es den vermeintlich Vertreten nutzt oder nicht.