Diesem Mann kann man das Etikett des Schwurblers schwerlich anheften: Professor Doktor Andreas Radbruch ist Immunologe, Träger des Deutschen Immunologie-Preises und Ex-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.

Sein Spezialgebiet seit vierzig Jahren: Die Reaktion des Immunsystems auf Krankheitserreger und Impfstoffe.

Radbruch ist kein Impfgegner. Er hält die Covid-19-Impfung für einen guten Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf. Aber er sagt auch: «Zweimal impfen oder einmal genesen ist besser als dreimal impfen.»

Diese Aussage war Teil einer Stellungnahme, die er als Einzelsachverständiger gegenüber dem Deutschen Bundestag abgab. Eindruck hat er damit nicht hinterlassen. Bereits ist die Rede von einer Booster-Offensive im Sommer, um sich für den Herbst vorzubereiten.

Das sei der falsche Weg, sagt Andreas Radbruch. Mit zusätzlichen Impfungen werde das Immunsystem gesättigt und eine effektive Immunreaktion verhindert. Auf den Schleimhäuten könnten sich keine Antikörper mehr bilden.

Der Schutz nach der vierten Impfung betrage noch 11 bis 30 Prozent. Gleichzeitig sind laut Radbruch bei 80 Prozent der Geimpften «lokale Nebenwirkungen» und bei 40 Prozent «systemische Nebenwirkungen» zu beobachten.

Diese dürften mit jedem Booster zunehmen. Denn nach dem dritten habe der Geimpfte sein «immunologisches Pulver verschossen». Das natürliche Immunsystem reagiert nicht mehr darauf, löst aber umgekehrt die Nebenwirkungen aus.

Auch der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit von der Universität Hamburg sagt, nach der Grundimmunisierung durch die Impfung gebe es nur einen idealen Booster: den Kontakt mit dem Virus.

Diese Botschaft hat es aber schwer. Im Gegensatz zum deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach haben weder Radbruch noch Schmidt-Chanasit einen Dauerplatz in Talkshows.