Genau vor zwei Jahren, im März 2022, kehrte die Normalität zurück. Der Bundesrat hob auch die letzten Corona-Massnahmen auf.

Seitdem warte ich. Ich warte auf eine vertiefte Analyse zur Rolle der Schweizer Medien während der zweijährigen Corona-Periode.

Ich warte vergebens. Keine Schweizer Zeitung, auch nicht das Schweizer Fernsehen, hat sich jemals für das Thema interessiert, wie die eigene Branche in der Pandemie agierte. Und ich bin sicher, ich kann weiterhin darauf warten, bis ich schwarz werde.

Es ist klar, warum die Journalisten die Finger davor lassen, jemals über den Journalismus während Corona nachzudenken. Denn das Nachdenken müsste in eine harte Selbstkritik münden.

Ich glaube, die Zeit zwischen März 2020 und März 2022 war die dunkelste Phase der Schweizer Mediengeschichte. Es war die Zeit, als die Journalisten zu Feinden der liberalen Gesellschaft wurden und sich mit tiefer Überzeugung für die Unterdrückung der Freiheitsrechte einsetzten. Die Schweizer Journalisten hatten eine totalitäre Tendenz.

Besonders deutlich zeigte sich dies im Umgang mit jener Bevölkerungsgruppe, die keine Lust auf eine Corona-Impfung hatte und die, wie man heute weiss, damit vielleicht die vernünftigste Bevölkerungsgruppe war.

Eine derart klebrige Allianz zwischen Medien und Regierung hatte es zuvor nie gegeben.

Die Journalisten jedoch bliesen gegen die sogenannten «Impfgegner» zur Treibjagd. «Die Impfgegner machen mit dem Virus gemeinsame Sache», tobte etwa die Blick-Gruppe und verlangte, selbst betagte Ungeimpfte auf Intensivstationen abzuweisen. Die Tages-Anzeiger-Gruppe forderte, man müsse Ungeimpfte «endlich zur Impfung zwingen», und dies ging nur durch autokratische Staatsgewalt.

Das Schweizer Fernsehen wiederum thematisierte den «Lockdown für Ungeimpfte» und meinte damit, nur noch Geimpfte auf öffentlichen Plätzen wie Strassencafés zuzulassen.

Ohnehin wurde die SRG zur besten Plattform behördlicher Covid-Propaganda. Schon früh legte man fest, Bundesrat Alan Berset sei «der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort». Seine Pressekonferenzen wurden jeweils direkt übertragen und unkritisch bejubelt. Im Interview mit dem Fernsehen konnte Berset gar seine berüchtigte Lüge vorbringen, mit der Impfung «kann man zeigen, dass man nicht ansteckend ist». Jeder SRG-Journalist wusste, dass es gelogen war, aber keiner widersprach.

Den absoluten Covid-Vogel schossen dann aber Ringier und sein Blick ab. Anfang letzten Jahres flog auf, dass sich der CEO des Verlagshauses dutzendfach mit dem Büro Berset über Covid-Massnahmen und deren Kommunikation abgestimmt hatte. Eine derart klebrige Allianz zwischen Medien und Regierung hatte es im Schweizer Journalismus zuvor nie gegeben.

Ich würde also gerne von der Chefredaktion des Blicks, der SRG und des Tages-Anzeigers eine kluge Analyse sehen, wie es dazu kommen konnte, dass Redaktionen ihre Unabhängigkeit an der Garderobe des Bundeshauses abgaben und zu willfährigen Erfüllungsgehilfen der Regierung wurden. Ich warte seit zwei Jahren darauf, und ich kann warten, bis ich schwarz werde.

Ich muss mich also ans Ausland halten. Der deutsche Spiegel beispielsweise publizierte unter dem Titel «Wir Coronaversager» eine Selbstkritik, die sich gewaschen hatte. Kernsatz: «Inzwischen wissen wir, dass viele Pandemiemassnahmen unsinnig, überzogen, rechtswidrig waren.» Dass die Spiegel-Journalisten die behördlichen Dekrete dennoch glühend unterstützten, erklärte das Blatt damit, man sei einer «autoritären Versuchung» erlegen.

Ähnlich argumentierte Ekstra Bladet, die führende Boulevardzeitung Dänemarks. Sie druckte eine sehr ungewöhnliche Schlagzeile. Sie lautete: «Vi fejlede», auf Deutsch: «Wir haben versagt». Das Blatt entschuldigte sich bei seinen Lesern für die regierungstreue Desinformation, die es in der Corona-Krise geliefert hatte, etwa über viel zu positive Effekte der Impfung und übertriebene Zahlen bei den Erkrankungen.

Dem sagt man Aufarbeitung. «Aufarbeiten» ist eine Lieblingsvokabel der Journalisten. Der Tages-Anzeiger etwa will die Probleme der AHV «aufarbeiten». Der Blick will das Ende der Credit Suisse «aufarbeiten». Das Schweizer Fernsehen will die Missbrauchsfälle der Kirche «aufarbeiten».

Wenn es um das Aufarbeiten in eigener Sache geht, dann ruht die Arbeit.

Die 3 Top-Kommentare zu "Kurzer Rückblick auf Corona"
  • Thomas Binder

    Die Hauptursache des mittlerweile totalen Wahnsinns ist das Totalversagen der Ärzte und der SRG, deren "umfassender ausgewogener Berichterstattung" (RTVG!) die Mehrheit der Schweizer leider immer noch vertraut und für ihre Desinformation gerne bezahlt.

  • bmiller

    Danke Herr Zimermann! Mögen die journalistischen Übeltäter das lesen!

  • Eliza Chr.

    Die Medien haben null Interesse daran, die Corona-Geschichte aufzuarbeiten, da sie zu tief darin steckten mit ihren Märchen und Falschmeldungen, um die Obrigkeit zu decken. Zudem wollen sie offensichtlich Berset und Ringier schonen, doch die werden nicht ewig geschont bleiben, da sie zuviel Dreck am Stecken haben. Genau so wenig werden sie die nächsten Lügen i.S. Klima 'aufarbeiten' wollen.Jetzt stecken sie im selben Dilemma mit den Lügen i.S. Ukraine.Um alles aufzuarbeiten, bräuchten sie JahrE!