Fast schien es, als sei Göttervater Wotan herabgestiegen in die Niederungen des Menschengeschlechts. Dann war es doch nur Olaf Scholz mit dem lädierten Auge.
Doch was der Kanzler zu verkünden hatte, war grosse Oper. «Ring des Nibelungen» im Bundestag: Er bot der Opposition ein Bündnis an, um Deutschlands Probleme zu lösen.
Zeitenwende ade. Hier kommt der Deutschland-Pakt.
«Ich schlage Ihnen einen Pakt vor, sagen wir: einen Deutschland-Pakt.»
Grosse Worte. Doch was steckt wirklich dahinter?
Zum einen eine Bankrotterklärung: Ich schaffe es nicht. Ausserdem soll die CDU mithaften, wenn der Volkszorn hochkocht.
Die CDU, nicht die AfD. Sie, und damit ein Viertel der deutschen Wähler, hat der Kanzler aller Deutschen ausgeklammert.
Aber alle politisch genehmen Deutschen sollen es schon sein. Aber wo, zum Zweiten, haben wir diesen bombastischen Tonfall nur schon mal gehört?
Richtig, Kaiser Wilhelm zwo: «Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche.»
Der Sozialdemokrat Scholz freilich dürfte eher Anleihen bei der ideologischen Verwandtschaft suchen: der demokratischen Einheitsfront in der DDR. Da zogen alle Parteien an einem – roten – Strang.
Lupenreine Demokraten waren weder der Kaiser noch der SED-Generalsekretär.
Und Olaf Scholz? Weiss er, dass ohne Opposition die Demokratie stirbt?