Chinas Staatspräsident Xi Jinping wurde am Mittwoch mit allen Ehren in Riad empfangen. Was für ein Kontrast zu dem «verhaltenen Empfang, den US-Präsident Joe Biden im Juli erhielt», kommentierte das katarische Medium Al Jazzera. Vor dem Besuch des Gastes aus Peking wurden in ganz Riad und in den Festsälen, in denen Xi empfangen werden soll, chinesische Flaggen aufgehängt.

Die Erwartungen an die dreitägige Staatsvisite sind auf beiden Seiten hoch: Dieser Besuch sei die «Krönung einer tiefgreifenden Stärkung» der chinesisch-saudischen Beziehungen in den letzten Jahren, meint Ali Shihabi, ein saudischer Kommentator und Berater beim Neom-Projekt, einer neuen Mega-Stadt in der saudischen Wüste. Das Gipfeltreffen werde «ein Meilenstein in der Geschichte der chinesisch-arabischen Beziehungen» sein, sagt auch eine Sprecherin des chinesischen Aussenministeriums voraus und bezeichnet die Reise Xis nach Saudi-Arabien als «strategische Entscheidung» zur Stärkung der Zusammenarbeit.

China verpasst keine Gelegenheit, sich auf Kosten der USA als Verbündeter der Saudis zu profilieren, und nutzt aus, dass es sich Washington mit Riad verscherzt hat. Im Oktober beschuldigte Biden Riad, sich mit Russland in Bezug auf Ölförder-Kürzungen zu verbünden. Im Sommer war es ihm bei seinem Besuch in Saudi-Arabien nicht gelungen, den Kronprinzen zu einer Erhöhung der Ölförderung zu bewegen. Auch politisch war sein Besuch ein Flop, wie sich jetzt zeigt.

Die USA würden sich nicht aus dem Nahen Osten verabschieden «und ein Vakuum hinterlassen, das durch China, Russland oder den Iran aufgefüllt werden kann», hatte Biden vor wenigen Monaten in Riad beteuert. Xis Besuch erhellt, was von dieser Zusage zu halten ist.

Denn die Chinesen sind für die Saudis bequemere Partner als die Amerikaner, die Fragen nach Menschenrechten stellen oder wissen wollen, weshalb Blogger und Oppositionelle ins Gefängnis wandern. Riad will sich das nicht mehr gefallen lassen. Aufgrund der erhöhten Energieeinnahmen sowie des Ukraine-Kriegs, der Europa schwächt, tritt das Königreich heute selbstbewusster auf als in vergangenen Jahren.

«Länder wie Saudi-Arabien, Katar oder die Vereinigten Arabischen Emirate wollen jetzt bestimmen, wo es langgeht, und erwarten, dass ihnen der Westen und vor allem die USA entgegenkommt», sagt Yoel Guzansky, Golf-Experte am Tel Aviver Institute for National Security Studies (INSS). Der saudische Kronprinz sieht das Königreich als wachsende Macht, die auf den US-Partner nicht mehr angewiesen ist.

Ganz verdrängen könne China die USA allerdings nicht, sagt Guzansky: «Schutz vor der iranischen A-Bombe kann Riad nur von Washington erwarten.» China sei nicht in der Lage, für die USA als Schutzmacht vor dem saudischen Erzfeind Iran einzuspringen.