Die Explosion auf der Krim-Brücke ist vergleichbar mit der Detonation an den Nord-Stream-Pipelines: In beiden Fällen wurde ein milliardenschweres Infrastrukturprojekt angegriffen und eine lebenswichtige Arterie durchtrennt: Die Brücke ist die einzige Lebensader, die die Krim mit dem russischen Festland verbindet.

Der Vorfall ist ein ominöseres Vorzeichen für Russlands Krieg als die Rückeroberung von Dörfern durch die Ukraine. Wie schon mysteriöse Explosionen auf der Krim und der Anschlag auf die russische Aktivistin Daria Dugina zeigt er, wie weit der Arm des ukrainischen Geheimdienstes reicht.

Moskau stellen sich zwei Fragen: Versagt nach dem Generalstab auch die Spionageabwehr? Wie konnten Agenten unbemerkt an die Pipeline, die Brücke und eine Putin-Vertraute gelangen?

Peinlich für Putin: Die Dienste sind sein früherer Arbeitgeber.

Die zweite Frage ist die nach der Reaktion: Ex-Präsident Dmitri Medwedew hatte eine Attacke auf die Brücke als rote Linie bezeichnet. Würde sie überschritten, würde Moskau gegnerische Kommandozentralen in Kiew ausschalten.

Moskau steckt nun in einem Dilemma. Tut man nichts, demaskiert man sich als Papiertiger. Schlägt man mit voller Härte zurück, eskaliert man den Konflikt.

Rasen Teenager in einer Mutprobe mit Autos aufeinander zu, riskieren nur die Idioten am Steuer ihr Leben. Hier aber stehen unbeteiligte Menschen zwischen den Fahrzeugen.