«Es war spätabends, als K. ankam. Das Dorf lag in tiefem Schnee. Vom Schlossberg war nichts zu sehen, Nebel und Finsternis umgaben ihn, auch nicht der schwächste Lichtschein deutete das grosse Schloss an. Lange stand K. auf der Holzbrücke, die von der Landstraße zum Dorf führte, und blickte in die scheinbare Leere empor.» Franz Kafka beginnt seinen Roman «Das Schloss» so. Es geht um die Mühlen der Bürokratie, die K. zermahlen.

Doch der Roman ist nicht Fiktion, das Schloss gibt es wirklich. Sogar ganz viele davon. Sie heissen Ministerien, Bezirksverwaltungen, Rathäuser und mahlen vor sich hin.

Denn während vieles in Deutschland derzeit schrumpft, so herrscht doch die Gewissheit, dass eines wächst – und das ist der Staat, seine Verwaltung, seine Beamten und der öffentliche Dienst. Langsam, aber unaufhörlich wächst ihr Bauch. Rund 5,2 Millionen Menschen in Deutschland waren 2022 im öffentlichen Dienst beschäftigt. Das waren 106.100 Beschäftigte oder 2,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Wenn Sie zehn Menschen in Deutschland auf der Strasse begegnen, können Sie davon ausgehen, dass mindestens einer im Staatsdienst arbeitet.

Sie alle sind gut versorgt. Bei der jüngsten Tarifrunde erhielten sie eine steuer- und abgabenfreie Sonderzahlung in Höhe von 3000 Euro. Dazu kommen mindestens 340 Euro mehr regelmässig im Monat. Die Ausgaben allein für die Beamten liegen inzwischen bei knapp 80 Milliarden Euro. Das ist etwa ein Drittel mehr als der gesamte Verteidigungsetat des Landes umfasst. Wer im Ernstfall mehr zur Verteidigung beiträgt, wollen wir nicht ausprobieren.

Gewiss aber ist, dass die Staatsdiener sich beinahe alle für überlastet halten, weil derzeit 360.000 Stellen im öffentlichen Dienst unbesetzt sind. Bis zum Jahr 2030 werden sogar 840.000 Staatsdiener fehlen, schätzt die Unternehmensberatung McKinsey. Alle zusammen beklagen sie den grossen Personalmangel. Dass sämtliche Unternehmen Deutschlands inzwischen über die grosse Bürokratie klagen – selbst ein Dichterfürst wie Kafka könnte nicht glaubhaft schreiben, dass das ein Zufall ist.

Die 3 Top-Kommentare zu "Deutschland muss sparen, die Wirtschaft klagt über Fachkräftemangel, nur etwas wächst – und das ist der Staat, seine Verwaltung, seine Beamten und der öffentliche Dienst"
  • akibuddha

    Das heißt der deutsche Staat implodiert. Vor nicht so langer Zeit hat Scholz kundgetan, "er müsse noch 10 000 Beamte einstellen". Für was, hat er nie geäußert. Der Bundeskanzler lebt an der Lebenswirklichkeit vorbei. Er und seine Regierung sind ahnungslose. Jede chinesische Dynastie ist untergegangen an der Überbürokratisierung. Das ist Fakt. So wird es Deutschland wahrscheinlich auch gehen, weil nur noch Dilettanten das Sagen in der Regierung haben.

  • in_dubio

    Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf. Ausufernde Bürokratie und ein aufgeblasener Staatsapparat mit Selbstbedienungsmechanismus, wozu ich ebenfalls ÖRR und EU zähle, die sich anmassen, sozioökonomisch, kulturell und ideologisch maßzuregeln, sind eine klare Indikation dafür.

  • elli.

    Das ist Schweigegeld. Zudem frisst es vermutlich die echte Inflation sowieso weg. Die echte, nicht die schön gerechneten Variationen die zur Volksbesänftigung genannt werden. Sozialer Frieden ist käuflich. Ohne Geld implodiert auch dieser. (!)