Dass die Energie in Europa unerschwinglich wird, freut die Golfländer im Mittleren Osten.

Denn die hohen Notierungen fürs schwarze Gold führen in den Staatskassen der energiereichen Staaten zu massiven Mehreinnahmen. Was wiederum eine massive Umverteilung vom Westen hin zu den öl-produzierenden Staaten am Golf zur Folge hat.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt die unerwarteten Gewinne in den nächsten vier Jahren auf 1,3 Billionen Dollar: «Die Staatsfonds am Golf werden in einer Zeit, in der die weltweiten Vermögenspreise nachgegeben haben, durch einen Geldsegen gestärkt», schreibt die Financial Times und stützt sich auf Zahlen, die Jihad Azour, IWF-Direktor für den Mittleren Osten und Nordafrika, in einem Interview vorgerechnet hat.

In den Golfstaaten zieht die Konjunktur als Folge der teuren Energie an: Der IWF sieht in diesem Jahr für Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Bahrain, Katar und Oman ein Plus von 6,4 Prozent, gegenüber 2,7 Prozent im Jahr 2021.

Zu den stärksten Nutzniessern gehört Saudi-Arabien. Dessen Public Investment Fund (PIF) hat unter dem Vorsitz von Kronprinz Mohammed bin Salman allein im zweiten Quartal mehr als sieben Milliarden Dollar in amerikanische Aktien investiert, darunter Amazon, Paypal und Blackrock.

Während Anleger im Westen Titel abstossen, tätigt Mohammed bin Salman massive Zukäufe. Und erhöht seinen wirtschaftlichen Einfluss in wichtigen US-Firmen.

Was auch politische Folgen haben wird: Höhere Ölpreise haben Prinz Mohammed geholfen, aus der diplomatischen Isolation herauszukommen.

Im vergangenen Monat empfing der Prinz Präsident Biden in Saudi-Arabien, der Prinz Mohammed vergeblich aufgefordert hat, mehr Öl zu pumpen, um die Rohölpreise zu senken und die Inflation zu bekämpfen.

Mohammed bin Salman, das belegen die jüngsten Zahlen, kann daran derzeit kein Interesse haben.