Wer nicht gewählt ist, hat auch kein Wahlvolk im Rücken, wenn es hart auf hart kommt. Das musste EU-Präsidentin Ursula von der Leyen jetzt erleben.

Sie, die einst in einem Hinterzimmer-Deal zwischen Angela Merkel und Emmanuel Macron auf den Thron gehoben wurde, ist jetzt spektakulär mit einer Personalie gescheitert. Ihr erfolgreicher Widersacher hiess: Macron.

Von der Leyen wollte eine der besten Ökonominnen der Welt als Chefvolkswirtin für die EU-Wettbewerbsbehörde gewinnen: Die Yale-Professorin Fiona Scott Morton hat als Beraterin für Kartellanwälte gearbeitet und Gutachten für Amazon, Apple und Microsoft geschrieben. Sie weiss, wie Digitalkonzerne ticken und könnte diese das Fürchten lehren. Doch nach Kritik von Macron und drei französischen Ministern hat Scott Morton von der Leyen und Wettbewerbs-Kommissarin Margrethe Vestager einen Korb gegeben.

Scott Morton ist Amerikanerin. Und für Macron und seine Getreuen ist das für Spitzenpositionen in der EU ein Ausschlusskriterium. Egal, wie kompetent die Bewerber auch sein mögen. Dass von der Leyen nicht so denkt, ehrt sie. Dass sie sich seit dem Rückzug von Merkel bei so einer Entscheidung nicht durchsetzen kann, zeigt aber, wie in der EU tatsächlich Politik gemacht wird.

Die 3 Top-Kommentare zu "EU-Chefin von der Leyen wollte eine der besten Ökonominnen der Welt als Chef-Volkswirtin für ihre Wettbewerbsbehörde gewinnen. Doch ein Widersacher fährt ihr in die Parade"
  • Hans Peter

    "Eine der besten Ökonominnen der Welt"? Nach welchen Kriterien denn bitte in dieser ideologielastigen Wissenschaft?

  • arouet

    Die Befürchtungen, daß Frau Morton womöglich zu einer Art trojanischem Pferd Washingtons in Brüssel werden könnte, sind nicht von vorneherein völlig von der Hand zu weisen. Und bei der Ablehnung einer Person, z.B. zur Befassung mit einer Sache als Richter, kommt es auch nicht darauf an, ob der potentielle Richter wirklich befangen ist, sondern man lehnt ihn bereits dann zurecht ab, wenn auch bloß die Besorgnis besteht. Macron hatte wohl die Besorgnis einer Befangenheit bzgl. Frau Morton.

  • arouet

    Frau Ursula v. d. Leyen steht ja nicht etwa unter Vormundschaft von Macron, sondern sie ist ein erwachsener und freier Mensch, und sie kann sich beraten, mit wem sie will (falls sie Lust hat, dann z.B. auch mit Angela Merkel, deren Name hier nur zum Beispiel genannt sei, oder falls sie Lust hat auch von Frau Morton). Ein Amt zu vergeben, ist aber eine andere Sache, als sich beraten zu lassen. Das v. d. Leyen in der EU nicht allein entscheidet, wer welches Amt erhält, erscheint doch vernünftig?