Mit diesem Brief antwortet FDP-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die sie in einem Schreiben für die Taurus-Leaks kritisierte. Bei einer eigentlich geheimen Sitzung des Verteidigungsausschusses sind Informationen zum Taurus-Marschflugkörper an die Öffentlichkeit gelangt. Strack-Zimmermann bat Bundespräsidentin Bas um die Ermächtigung zur Strafverfolgung wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses. Sie reagierte mit «Erstaunen», was nun wiederum Marie-Agnes Strack-Zimmermann zurückweist. Wir dokumentieren den Wortwechsel im Wortlaut.

Sehr geehrte Frau Präsidentin,

Ihre heutige Antwort auf meine Anzeige eines möglichen Geheimnisverrats aus der letzten Sondersitzung des Verteidigungsausschusses habe ich mit Irritation zur Kenntnis genommen.

In Ihrem Schreiben schwingt deutliche Kritik an der Ausübung meines Amtes als Vorsitzende mit Blick auf die Wahrung des Geheimschutzes mit, indem Sie mir gegenüber Ihr «Erstaunen» über den grossen Teilnehmerkreis an der Sitzung zum Ausdruck bringen.

Ich darf Sie darauf aufmerksam machen, dass der an den Ausschusssitzungen teilnehmende Personenkreis nicht in meinem Belieben steht. Der Verteidigungsausschuss hat allein 38 ordentliche und 38 stellvertretende Mitglieder. Diese wurden nach der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages von den Fraktionen benannt und können nicht durch mich von Ausschusssitzungen ausgeschlossen werden. Daneben nehmen Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierung an den Sitzungen teil. Gerade in den GEHEIM eingestuften Teilen unserer Sitzungen geht es oftmals um Themen, die nicht allein durch das Bundesministerium der Verteidigung, sondern beispielsweise durch das Auswärtige Amt oder das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz beantwortet werden können. Dass neben den politischen Vertreterinnen und Vertretern dieser Häuser auch Vortragende der Fachebene für detaillierte Antworten im Sitzungssaal anwesend sind, erachte ich für sachgerecht. Dabei gebe ich zu bedenken, dass die Bundesregierung im Sinne von Artikel 43 Absatz 2 des Grundgesetzes selbst bestimmt, welche Mitarbeitenden sie für die Teilnahme an den Ausschusssitzungen beauftragt. Im Rahmen meiner Möglichkeiten beabsichtigte ich, die betroffenen Ressorts schriftlich zu sensibilisieren und darum zu bitten, den regierungsseitig entsandten Personenkreis im Sinne des Grundsatzes «Kenntnis nur wenn nötig» bei GEHEIM eingestuften Tagesordnungspunkten erneut zu überprüfen und so weit wie möglich zu reduzieren. Die Teilnahmeberechtigung der Fraktionsmitarbeitenden hat der Ausschuss durch einen Obleutebeschluss geregelt. Danach können die Fraktionen und Gruppen je nach ihrer Grösse von einem bis zu vier Mitarbeitenden zur Unterstützung ihrer Arbeit in die Sitzungen entsenden. In diesem Zusammenhang sei der Hinweis gestattet, dass alle Mitarbeitenden die erforderliche Sicherheitsüberprüfung durchlaufen haben. Die Entscheidung über die Teilnahme von Mitarbeitenden hat der Ausschuss mehrheitlich getroffen und könnte sie gegebenenfalls auch nur mehrheitlich wieder aufheben. Eine Beratung hierüber werde ich angesichts der jüngsten Vorfälle zum Gegenstand der nächsten Obleuterunde machen.

Wie Sie nicht zuletzt aus meinen zahlreichen Anzeigen wegen mutmasslichen Geheimnisverrats an Sie wissen, habe ich ein ausserordentliches Interesse am Schutz der Sitzungsinhalte. Ich erachte es daher als unpassend, dass Sie mir mit Ihrem heutigen Schreiben das Gegenteil unterstellen.

Mit freundlichen Grüssen

Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann

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Die 3 Top-Kommentare zu "FDP-Abgeordnete Strack-Zimmermann antwortet auf die Kritik der Bundestagspräsidentin: «Ihre Antwort habe ich mit Irritation zur Kenntnis genommen»"
  • nosurrender

    Das 'noch denkende Volk' hat die Existenz der unerträglichen Strack-Zimmermann mit mindestens der gleichen Irritation zur Kenntnis genommen.

  • kostas

    Krank dieses Land, wehe es wird kritisiert. Dann halten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Die machen als einziges Land, "Alles Perfekt". Das denken die Mehrheitlich. Ich aus Griechenland kann und muss jederzeit dieses Land kritisieren, den durch deren Irre Politik stecken wir und Europa in der Bredouille. Nun wollen sie uns in einem Krieg reinziehen weil sie von Hass zerfressen sind gegen Russland. Die Kritik sollte viel drastischer sein, wird aber immer zensiert.

  • roland weinert

    Ich schrieb heute den beiden Damen: "Sehr geehrte Damen, wir haben TOP-Offiziere, die grob fahrlässig weltöffentlich über geheimste Waffenthemen telephonieren. Und jetzt dieser Verteidigungsausschuss-Tatbestand. Nach meiner Einschätzung stellt eine von Ihnen ein Sicherheitsrisiko für die Bundesrepublik Deutschland dar. Treten Sie von Ihren Ämtern zurück! Für mich als Souverän, der Sie finanziert, sind sie nicht weiter tragbar. [ ... ]"