Das war keine Kehrtwende, sondern eine veritable Pirouette, die der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan gedreht hat.

Erst verknüpft er den EU-Beitritt seines Landes mit der Aufnahme Schwedens in die Nato. Doch nach einem Gespräch mit Nato-Generalsekretär und schwedischem Premier ist alles gut: Ankara gibt grünes Licht.

Aber: Nato und EU sollten sich nicht zu früh freuen. Wie sagt der türkische Volksmund: Krempel die Hose erst hoch, wenn du den Bach siehst.

Der ist freilich nicht in Sicht. Erdogan hat lediglich versprochen, dem Parlament die Vorlage über Schwedens Beitritt «so schnell wie möglich» zukommen zu lassen.

Das ist ein dehnbarer Begriff, den Erdogan beliebig strecken kann. Solange, bis er seinen Preis erhalten hat.

Das wären wohl die längst bezahlten aber nie gelieferten US-Jets vom Typ F-16.

Und die tausendmal von der EU versprochene Visumfreiheit für Türken.

Wann also wird die türkische Volksversammlung abstimmen? Wenn die erste F-16 in der Türkei gelandet ist und der erste Türke ohne Visum in die EU einreist.

Mal sehen, wer mehr Geduld hat.

Die 3 Top-Kommentare zu "Ist Erdogan beim Nato-Beitritt Schwedens umgefallen? Nicht wirklich. Er hat lediglich versprochen, dem Parlament die Vorlage «so schnell wie möglich» zukommen zu lassen"
  • arouet

    Ich bin kein Muslim & erst recht kein Islamist, aber wenn ich mir den, offenbar sehr oft & sehr weitgehend fremde Interessen berücksichtigenden, deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz ansehe, dann wünsche ich mir für Deutschland manchmal einen (zwar bei weitem & absolut nicht perfekten, aber immerhin doch offenbar die Interessen seines Landes wahrnehmenden) patriotischen Regierungschef wie Erdogan. Früher hätte ich nie geglaubt, die Türken bzgl. Erdogan zu beneiden, aber nun angesichts von Scholz?

  • luke.tam

    Da in der Politik alle lügen (Sie erinnern sich an Claude Juncker, den damaligen EU-Kommissionspräsidenten: "Wenn's ernst wird, muss man lügen!"), ist eine seriöse Einschätzung dieses 'Deals' nicht möglich. Ausserdem spielt es doch in der Praxis überhaupt keine Rolle, ob ein Türke mit oder ohne Visum in die EU einreist.

  • xyz 55

    Erdogan hat bekommen was er wollte. Vollmitglied in der EU wollte er nie werden, denn das würde bedeuten, einen Grossteil der eigenen Souveränität an Brüssel zu übertragen. Er wollte die Visafreiheit für die Türken und eine Art der Freihandelszone die ihm wirtschaftliche Vorteile sichert. Das scheint er bekommen zu haben. Stoltenberg: ,,Schweden hat versprochen bei der Modernisierung der Zollunion zwischen der EU und Türkei zu helfen und die Verhandlungen über die Visafreiheit zu intensivieren.