Die Alarmrufe sind natürlich nicht zu überhören.

Einer davon geht gerade so: Deutsche Unternehmen verlagern ihr Geschäft zunehmend ins Ausland. 32 Prozent der Investitionen ausserhalb von Deutschland haben inzwischen allein den Zweck, die hohen Kosten in Deutschland zu umgehen, ist das Ergebnis einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer. Steuern, bürokratische Auflagen, Energiekosten – all das macht den Standort teuer. Zu teuer, sagen die meisten.

Die Folge: Eine Industrienation deindustrialisiert sich.

Stimmt das? Ja, auch.

Aber es gibt eine andere Seite. Und die sieht so aus: 87 Nobelpreise sind an Deutsche gegangen. Die meisten davon in Chemie und Physik. Russland hat übrigens nur rund dreissig und China fünf Nobelpreisträger. Bei den Patentanmeldungen liegt China im Jahr 2022 vorn und Deutschland auf Platz fünf, aber die Chinesen sind auch etwa zehnmal so viele wie die Deutschen.

2500 Start-ups sind zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen im Jahr 2023 gegründet worden. Das sind 2500 Mal Hoffnung, dass hier was geht. Die Ausgabenquote der deutschen Firmen für Forschung und Entwicklung liegt deutlich über dem, was zum Beispiel US-Unternehmen ausgeben.

Wenn Streiks ein Seismograf für Unzufriedenheit sind, dann sind die Deutschen zufrieden, und die Unternehmen können es auch sein. Zwischen den Jahren 2000 und 2022 haben deutsche Beschäftigte deutlich seltener und kürzer die Arbeit niedergelegt als Kollegen in Frankreich, Skandinavien oder auch Spanien. Der subjektive Eindruck nach unzähligen Lokführerstreiks täuscht über die Friedfertigkeit der meisten Gewerkschaften hinweg, die nicht zuletzt mit einem gut ausgebauten Sozialsystem erkauft ist.

Überhaupt ist Berechenbarkeit das Merkmal, das Wirtschaft und Menschen an diesem Land schätzen. Selbst die Grünen machen mit ihrer Energiewende nur das, was sie vorher angekündigt haben und wofür sie gewählt worden sind. Die Bürokratie mahlt langsam, aber ihr Vorteil ist, dass sie sich auch durch Korruption in den allermeisten Fällen nicht beschleunigen lässt.

Natürlich fehlen Fachkräfte, aber die Menschen, die von den Schulen kommen, haben zumindest das Lernen gelernt.

Natürlich gibt es Warteschlangen vor Arztpraxen, aber es gibt dort auch Spitzenmedizin: Den ersten halbwegs funktionierenden Corona-Impfstoff entwickelte ein deutsches Unternehmen.

Natürlich ist die digitale und analoge Infrastruktur unvollkommen und veraltet, aber sie funktioniert meistens noch immer besser als in jedem vergleichbar besiedelten Flächenland innerhalb und ausserhalb Europas.

Jeder kommt dahin, wo er hinwill, manchmal sogar ein bisschen schneller: Denn es gibt kein allgemeines Tempolimit auf den Strassen, was nicht zuletzt dazu führt, dass die Autos, die hier gebaut werden, noch immer zu den besten zählen, die weltweit zu haben sind.

Ja – in Deutschland läuft vieles nicht so, wie es soll. Aber manches eben noch immer so gut, dass es sich lohnt, hierzubleiben.

Die 3 Top-Kommentare zu "Lichtblick für die Wirtschaft: Hier lesen Sie die Gründe, warum deutsche Unternehmen unbedingt in der Bundesrepublik bleiben sollen"
  • beatz

    Halbwegs funktionierender Corona Impfstoff? Bitte endlich aufwachen Herr Stock!

  • traugi70

    Ich habe 17 Jahre in einer Schweizer Niederlassung einer deutschen Firma gearbeitet und ich muss gestehen sie war, bzw. ist hervorragend geführt. Sie hatte in diesen Jahren jedes Jahr 2- stellig Zuwachsraten . Die Deutschen Unternehmer können was! Nur die Ampel kann es nicht.

  • erwin55

    Lieber Herr Stock, ein Beispiel sollte man sich an Besseren nehmen. Z.B. an Deutschland vor 30 oder 40 Jahren. Schlechtere oder Gleichschlechte als Beispiel zu nehmen ist zu einfach.