Das österreichische Ministerium des Innern publiziert seit Jahren einen Lagebericht über die Schlepperei und den Menschenhandel.

Beängstigend ist diesmal die Feststellung von Innenminister Gerhard Karner, dass die organisierte Kriminalität ihren Fokus in den vergangenen Jahren vom Drogenhandel und von anderen lukrativen Einnahmequellen auf die Schlepperei und den Menschenhandel verlegt habe. (Anmerkung: Bei Tarifen von 1000 bis 10.000 Euro pro Reise brachten allein die entdeckten Schlepperaktivitäten Einnahmen von 70 bis 700 Millionen Euro pro Jahr).

Österreich leidet wegen seiner exponierten geografischen Lage im Osten Europas nicht nur als Zielland, sondern auch als Transitkorridor stark unter der illegalen Migration.

Seit einigen Jahren steigt in Österreich die Zahl irregulär eingereister Migrantinnen und Migranten und die Zahl von Schleppern. Im Jahr 2022 wurde mit über 108.913 aufgegriffenen Personen, mehr als in den vier Jahren davor zusammengerechnet, ein neuer Höchststand erreicht.

In den letzten zehn Jahren wurden 447.077 illegale Übertritte registriert. Die Anzahl der 2022 verhafteten Schlepper erreichte erstmals wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie. Die aufgegriffenen 702 Schlepper bedeuten zwar ein Plus von 62 Prozent zum Vorjahr, aber 2015 waren es sogar 1108.

Die meisten illegal Einreisenden kommen über die sogenannte Balkanroute (österreichisch-ungarische Grenze), aber auch aus der Slowakei und Italien nach Österreich, und viele von ihnen ziehen weiter nach Deutschland oder Grossbritannien.

Am meisten illegal Eingereiste stammten 2022 aus Afghanistan (21.017 Menschen), Indien (19.275), Syrien (14.615), Tunesien (11.351) und Marokko (8425). Überrascht hat vor allem die Verzehnfachung der illegalen Migranten und Migrantinnen aus Indien. Bis März reisten nur noch 60 Inder und Tunesier illegal nach Österreich ein. Grund: Die Visumpflicht für Inder und Tunesier wurde abgeschafft. Die meisten kamen mit Schleppern nach Österreich. Von den Afghanen deren 18.240, von den Indern 16.287, aus Syrien 10.488, aus Tunesien 8494 und aus Marokko 5495. Die Schlepper wiederum stammten vor allem aus Syrien (103), der Türkei (63), der Ukraine (53), aus Rumänien (52) und aus Österreich (34).

Was den Menschenhandel 2022 anbetrifft, so wurden 130 Opfer ermittelt. Ein Teil von ihnen wurde in die Prostitution gezwungen, viele aber auch als Billigstarbeitskräfte verdingt. Die 64 Menschenhändler stammen vor allem aus Rumänien, der Türkei und Ungarn, deren 6 aus dem Inland.

Ein wesentlicher Bestandteil im Kampf gegen die Schlepperei sei die gezielte Rückführung von Menschen mit negativem Asylbescheid.

Österreich führte 2022 rund 13.000 Menschen in ihre Herkunftsländer oder Drittstaaten zurück. Rund 60 Prozent davon verliessen Österreich freiwillig, knapp 5200 Menschen mussten hingegen zwangsweise abgeschoben werden. Rund 50 Prozent von ihnen waren zuvor in Österreich mindestens einmal straffällig geworden. Bis März 2023 wurden weitere 3000 Menschen zurückgeführt.

Auch in der Schweiz nahm 2022 die Zahl der illegalen Grenzübertritte massiv zu: Sie verdreifachte sich fast auf 52.000 Migranten. Ob tatsächlich mehr als doppelt so viele Menschen illegal nach Österreich zu gelangen versuchten als in die Schweiz oder ob die österreichische Grenzpolizei erfolgreicher arbeitete, kann wegen der Dunkelziffern nicht ermittelt werden.

2022 führte die Schweiz mit 3134 abgewiesenen Asylanten viel weniger in ihre Heimatländer, in ein Drittland oder in ein Dublin-Abkommen-Land zurück als Österreich. Bis März 2023 wurden ebenfalls nur 900 ausgeschafft.