Mit Humor macht man keine Scherze. Witze sind – zumindest im Deutschland des Jahres 2023 – eine ernsthafte Sache. Man darf davon ausgehen, dass man im Auswärtigen Amt (AA) eine Art Sonder-Kommission Spass eingerichtet hat, die keinen versteht.

Jedenfalls zieht die Affäre um einen Parodie-Account auf Twitter über Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) immer weitere Kreise, wie die Weltwoche berichtete.

Und das im besten Sinne des Wortes: Denn die Ministerin des Äussersten ärgerte sich offenbar so heftig über die tägliche Dosis Häme, dass ihr Haus versuchte, den Account vom Netz zu kriegen. Kurzzeitig klappte das, dann war er wieder da, schliesslich ist Satire nicht strafbar oder verboten, selbst dann nicht, wenn sie sich gegen die feministischste Aussenministerin von allen wendet. Dank der Affäre konnten die Witzbolde ihre Abonnentenzahl inzwischen von 44.000 auf 58.000 steigern.

Am besten aber ist, dass man sich im Ministerium nicht zu blöd war, das Vorgehen mit Verwechslungsgefahr zu begründen. Mit anderen Worten: Stammel-Englisch und intellektuelle Auszeiten könnten im Rest der Welt tatsächlich für echte Baerböcke gehalten werden und diplomatische Krisen auslösen. In der Mathematik würde man an dieser Stelle drunterschreiben: q. e. d. (quod erat demonstrandum: Was zu beweisen war).

Seit dem Wochenende heisst der Account nun «Außenministerin Parody Annalena Baerbock» und legt den Verdacht nahe, dass Baerbock ihre eigene Parodie ist oder die Echte falsch oder die Welt ein Tollhaus und in jedem Falle genau das, was Satire an Mächtigen vorführen will. Die Macher des Accounts können sich zudem glücklich schätzen, dass die Ministerin auch fleissig neuen Stoff nachliefert. Und sei es nur, indem sie nach Saudi-Arabien reist, wo man auf die feministische Aussenpolitik sicher schon lange gewartet hat.

«Die Ansichten über Feminismus liegen zwischen @FaisalBinFarhan und mir noch 360 Grad auseinander. Ich habe Robert @HabeckPress gebeten, nach Riad nachzukommen. Er ist bekennender Feminist*in und kann ja gut mit den Araber*innen», lautet der jüngste Post und ist so prallvoll mit giftigen Grünen-Bosheiten.

Und im AA grübeln sie jetzt schon, ob sie das wirklich gesagt hat … Der Spass geht weiter.

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Parodie der Grünen: Der «Außenministerin Parody Annalena Baerbock»-Account legt den Verdacht nahe, dass Baerbock ihre eigene Parodie ist, die Echte falsch oder die Welt ein Tollhaus. Jedenfalls liefert die Ministerin fleissig neuen Stoff nach"
  • 😢◕‿◕😢

    Diese ganze Regierung/Kasperletheater ist eine Parodie auf ein Industrieland!

  • Dr. Fu Manchu

    Eine Parodie verbieten zu wollen, zeugt wahrlich von wenig Souveränität.

  • mattinski

    So langsam fang' ich an, die süße Annalena zu schätzen. Nach der Wahl '21 und besonders seit Beginn des innersowjetischen Krieges verfiel man bei ihr in Schockstarre. Seit einigen Monaten hat sich die Verzweiflung ob ihrer Aussagen bei mir in Vorfreunde auf den nächsten Unfug gewandelt. Liebe Annalena: Du bist unsere Spaßkanone. Bis '25. Dann ist wohl der Spaß vorbei...