Die Trennung von Regierung und Rechtsprechung gehört zu den heiligsten Grundsätzen einer Demokratie. Deshalb gab es Proteste in Polen und Israel, wo dieser Graben zugeschüttet werden sollte.

Nur in Deutschland störte es nie jemanden, dass die Parteien die Besetzung der obersten Gerichte untereinander ausmachen – nach festen Quoten: So viele Richter für die SPD, so viele für die Union, auch Grüne und Linke wurden berücksichtigt.

Doch plötzlich ist man mit dem Verfahren nicht mehr zufrieden. Der Grund: die AfD. Denn auch sie könnte demnächst von dieser undemokratischen Praxis profitieren und einen Vertreter ihres Vertrauens ins Bundesverfassungsgericht katapultieren.

Das muss verhindert werden. Künftig sollen Richter für eine Wahl eine Zweidrittelmehrheit im Parlament brauchen. Richtig durchdacht ist das nicht. Denn für diese Mehrheit wird man wohl auf AfD-Stimmen angewiesen sein.

Aber es ist gut, dass man sich Gedanken macht. Noch besser, dass die AfD die Agenda vorantreibt – wie auch bei anderen Themen.

Mit Hass und Häme wurde deren Ehrenvorsitzender Alexander Gauland übergossen, als er nach dem ersten Einzug der Partei in den Bundestag verkündete: «Wir werden sie jagen.»

Wieso die Aufregung? Klappt doch prima.

Die 3 Top-Kommentare zu "Reform der obersten Gerichte: Die Ampel und die Union wollen das Verfassungsgericht vor der AfD schützen. Richtig durchdacht ist das neue Verfahren allerdings nicht"
  • mullex

    Der Verfassungsschutz schützt die Regierung vor der Verfassung. Das Verfassungsgericht legalisiert die Verfassungsbrüche der Regierung. Das ist die deutsche Realität. Die Besetzung der Institutionen ist rein politisch. Jeder Verfassungsbruch ist für die Regierenden folgenlos. Es gibt nicht mal ein Bußgeld oder einen Eintrag in Flensburg.

  • oazu

    Die hehren Demokratie-"Wertehüter" wollen Gericht vor dem Volk schützen, als Gegenleistung fällt dann Gericht politische Urteile zu Gunsten dieser Haltungspolitik. Genau diese Kreise reisen in Weltgeschicht und hocken in UN-NewYork rum, anderen Demokratie-Defizite vorwerfend und belehrend sich in deren innere Angelegenheit ungefragt einmischen. Der Deutsche Ungeist steigt zu neuen "Blüten" auf wie er vor 90 Jahren aus der Büchse der Pandorra entwich.

  • Peter Hasler

    BTW: bei uns werden Richter und Staatsanwälte von den Parteien 'vorgeschlagen'. Wer dann gewählt wird muss einen Teil des Lohns an die Partei abgeben. Das ist keine unabhängige sondern eine gekaufte Justiz...