Kaum eine Politikerin in Deutschland wird derzeit öfter und schärfer kritisiert als Grünen-Chefin Ricarda Lang.

Und es gibt Anlass dazu: Sie schätzt die Rente in Deutschland in der Talkshow von Markus Lanz auf durchschnittlich 2000 Euro und liegt damit um ein Drittel zu hoch. Sie zählt Menschen aus der Ukraine zu Asylbewerbern, obwohl die für ihren Aufenthalt in Deutschland gar kein Asyl brauchen. Und wenn ein Foto von ihr auf dem Oktoberfest die Runde macht, wo sie tut, was alle tun – nämlich Bier trinken und Wurst essen –, dann reagiert ein genervtes Publikum mit der Moralkeule: Politiker, die in der Rezession Party machen, sind unredlich, sie sollten sich nicht auch noch dabei fotografieren lassen. Und Grüne, die doch alle den Fleischverzehr verteufeln, schon mal gar nicht. Die, die so reden und posten, finden das gleiche Bild von Bayerns Regierungschef Markus Söder in der Regel völlig in Ordnung.

In Deutschland herrscht eine Doppelmoral. Sie gilt gegenüber rechts und links. Sie trifft eine Alice Weidel genauso wie eben eine Ricarda Lang – wobei sich Letztere eben auch peinlich und öffentlich öfter irrt.

Die Aufregung darüber lenkt allerdings davon ab, dass ausgerechnet die Grünen-Parteichefin eine ist, die mit sich reden lässt: Das Gendern zum Beispiel ist ihr völlig egal. Die dreimonatige Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke hat sie in ihrer Partei durchgesetzt. Und sie findet es absurd, darüber zu diskutieren, wie oft jemand fliegt, Fleisch isst oder Auto fährt.

Die gerade dreissig Jahre alt gewordene Grüne geht keinem Streit aus dem Weg, bleibt dabei gutgelaunt und hält sich seit zwei Jahren an der Spitze der Grünen, was in der Partei schon eine Leistung ist. Sie hat Abitur, aber ihr Jurastudium abgebrochen. Sie ist links und könnte sich vorstellen, wenn es in der Politik nicht weitergeht, Gewerkschaftssekretärin zu werden.

Sie ist auch für mich, der ich sie oft getroffen habe, eine politische Gegnerin. Wer sie allerdings einfach zur Spottfigur erklärt, disqualifiziert sich selbst.

Die 3 Top-Kommentare zu "Reizfigur Ricarda Lang: Weil die Grünen-Chefin bei Markus Lanz die Durchschnittsrente um ein Drittel zu hoch schätzt, brechen Spott und Häme über sie herein – mal wieder. Was hat die Dreissigjährige, was Deutschland derart auf die Palme bringt?"
  • f.peter

    Die Einschätzung ist mir zu undifferenziert. Es sind die öffentlichen Auftritte, ihre Erscheinung in jedweder Form, die all das verkörpern, was im Land negativ konnotiert ist.

  • maik bacher

    Keine Ahnung von Allem!

  • hdvind

    Im Privaten nennen wir die mächtige Ricarda Lang immer öfter einfach liebevoll "Snowball" wegen ihrem Intellekt.