Sanktionen hin oder her: Der Flughafen der russischen Hauptstadt wird regelmässig von der israelischen Airline El Al angeflogen. Sie folgt der Politik der Regierung in Jerusalem, die sich dem Sanktions-Regime des Westens nicht angeschlossen hat – und dies, obwohl Israel ein enger Verbündeter der USA ist und mit Europa ebenfalls enge Beziehungen pflegt.
Aber neu ist die Weigerung keineswegs, Sanktionen gegen Russland zu unterstützen: Bereits 2014, als Moskau die Halbinsel Krim annektierte, verzichtete der damalige Premier Benjamin Netanjahu darauf, Russland zu verurteilen. Er schwieg.
Das Abseitsstehen hat für Israel keine negativen Folgen, weil der Westen Verständnis für den Sonderfall Israel hat.
Erstens ist Israel auf den Goodwill Moskaus angewiesen, weil Russland an den Gesprächen über die Erneuerung des Atomvertrages mit Teheran aktiv beteiligt ist. Jede Missstimmung könnte israelische Sicherheits-Interessen gefährden.
Russlands Militär ist zweitens ein Nachbar: Moskau kontrolliert den syrischen Luftraum, in den Israels Luftwaffe schon fast routinemässig eindringt, um dort iranische Positionen anzugreifen.
Damit will Israel verhindern, dass Teheran an der Grenze zu Israel Stützpunkte aufbaut, weil das die Sicherheit des Staates gefährden würde. Ohne Einwilligung Moskaus wären die Angriffe auf syrischem Territorium nicht möglich. Sie erfolgen stets in Koordination mit russischen Offizieren, damit die Russen nicht gegen die israelische Luftwaffe vorgehen.
Die Realpolitik lässt dem Kleinstaat keine andere Wahl, als von Sanktionen abzusehen.
Den eigenständigen Weg kann sich Israel nur deshalb erlauben, weil es seine Interessen klar definiert und kommuniziert hat.
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Das ist mal ein vernünftiger Ansatz: von Israel lernen!
"Den eigenständigen Weg kann sich Israel nur deshalb erlauben, weil es seine Interessen klar definiert und kommuniziert hat." Eine etwas steile These, denn wenn es so einfach wäre, könnten es andere Staaten auch so machen! Ausser Deutschland natürlich!
Müssen wir die offiziell verlautbarten Begründungen für Sanktionen immer glauben?
Die akuelle Situation ist schwer zu analysieren oder zu durchschauen.
Aber in der Vergangenheit haben die USA oft gegen irgendwelche Länder Sanktionen inszeniert, und dan sogleich die Europäer nachdrücklich zum Befolgen derselben gedrängt, während US-Unternehmen in Drittländern Töchterfirmen gründeten, und damit die Marktanteile, zu deren Aufgabe die US-Regierung die Europäer gedrängt hatte, still zu übernehmen.