War das eine Freude im Westen, als der brasilianische Sozialist Inácio Lula da Silva knapp die Präsidentschaftswahl gewann – als ob er das Land haarscharf vor dem Absturz in einen Höllenschlund bewahrt hätte.

Ob man auch weiterhin so glücklich mit ihm sein wird, muss sich zeigen. In einer nicht ganz unwesentlichen Frage allerdings liegt er schon jetzt quer zum westlichen Mainstream: beim Krieg in der Ukraine.

Im Mai gab er dem US-Magazin Time ein ausführliches Interview, und es lohnt sich, die Passagen zum Ukraine-Konflikt ausführlich zu zitieren.

«Nicht nur Putin trägt Schuld, sondern auch die USA und die EU. Was war der Grund für die Invasion? Die Nato? Dann hätten die USA und die EU sagen sollen: Die Ukraine wird der Nato nicht beitreten. Das hätte das Problem gelöst.»

«Die EU musste die Konfrontation nicht auch noch ermutigen.»

«Wäre ich Präsident gewesen, hätte ich Biden und Putin angerufen, Deutschland und Macron. Denn Krieg ist nicht die Lösung. Das Problem ist: Wenn du es nicht versuchst, dann bringst du nichts in Ordnung. Und man muss es versuchen.»

«Manchmal beobachte ich den Präsidenten der Ukraine im Fernsehen. […] Dieser Typ ist genauso verantwortlich für den Krieg wie Putin. […] Er benimmt sich ein bisschen seltsam. Es scheint, als sei er Teil des Spektakels. Er ist im Fernsehen morgens, mittags und abends. Er ist im britischen Parlament, im deutschen Parlament, im französischen Parlament, im italienischen Parlament, als ob er einen Wahlkampf führen würde. Er sollte am Verhandlungstisch sein.»

«Selenskyj wollte den Krieg. Ich glaube nicht, dass irgendeiner versucht, Frieden zu schaffen. Die Menschen stacheln Hass auf Putin an. Das wird nichts lösen.»

«Ihr ermutigt diesen Kerl [Selenskyj], und dann glaubt er, er sei die Kirsche auf eurer Torte. […] Wir sollten ein ernsthaftes Gespräch führen: Okay, du warst ein netter Komiker. Aber lass uns nicht Krieg führen, nur damit du im Fernsehen auftreten kannst.»