Diese Rede hielt FDP-Politiker Marie-Agnes Strack-Zimmermann im Rahmen ihres Wahlkampfes für das Europaparlament. Sie kandidiert als FDP-Spitzenkandidatin. Wir dokumentieren ihre Worte vom 16. April 2024 in Ravensburg im Wortlaut.

Vielen Dank für den freundlichen Empfang. Da stehen ganz viele Leute… Komm mal her, komm mal her. Hör mal zu. Jetzt verstehe ich, jetzt verstehe ich das erste Mal, was es heisst, eins auf die Glocke zu bekommen.

So, so liebe Leute. Also Leute, atmet mal flacher. Ich hab das Mikrofon. Und ich möchte erst mal den Freien Demokraten hier danken. Und ich möchte der Polizei danken, vielen Dank, dass sie hier sind und dass wir hier sprechen können. Und dann sag ich euch was, dir sag ich was und dir: Seid froh, dass du nicht in Moskau bist, du wärst schneller im Knast, als du gucken könntest. Du wärst schneller in Stuttgart im Knast, als du gucken könntest. Weil du naiv bist, weil du gar nichts mehr auf die Kette bekommst. So ist das in Russland.

Hier: 25 Jahre alt, die hat den Arsch in der Hose, nicht du, sie hat den Arsch in der Hose. Und wenn ihr wirklich Demokraten wäret, würdet ihr zuhören, und dann würden wir diskutieren. Aber ihr seid zum Teil zu blöd, um eine Pfeife in den Mund zu stecken.

So, Leute. Und jetzt reden wir mal offen miteinander. Entspann dich, entspann dich. So. Vor zwei Jahre hat Russland die Ukraine überfallen. Vor zwei Jahren. 20.000 Kinder sind verschwunden. Sie haben auch Kinder. Stellen Sie sich mal vor, Ihre Kinder wären weg und Ihr Mann würde kastriert werden. Das passiert jeden Tag in der Ukraine. Und Sie stellen sich hierhin und tun so, als ob Sie das nicht anginge.

Es geht Sie aber was an. Und wenn hier in Deutschland was passiert, dann möchte ich Sie alle sehen, wie schnell Sie weg wären. Ganz schnell wären sie weg. Und deswegen spreche ich jetzt zu Ihnen. Hier sind nämlich eine Menge Leute gekommen, die mir zuhören wollen. Und ich danke Ihnen, dass Sie den Mut haben, hierherzukommen. Weil ich weiss, dass die Truppe hier verhindern will, was Demokratie ist, und Demokratie ist, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Und ich bin gerne nach Ravensburg gekommen. Sehr gerne. Ich habe nämlich hier in der Gegend ein paar Jahre meiner Jugend verbracht, und ich freue mich, dass Sie Interesse haben. Und ich grüsse die Freundinnen und Freunde mit der ukrainischen Fahne. Slava Ukraini, kann ich nur sagen. Slava Ukraini. Und wir werden an der Seite all derer stehen, die überfallen werden, und wir werden an der Seite derer stehen, die auch dieses Jahr hier schützen. Soldaten und Soldatinnen, die Polizei, alle, die hier sind, um letztlich möglich zu machen, dass Sie hier demonstrieren können. Das ist von hoher Relevanz.

Und, liebe Freundinnen und Freunde, wir haben am 9. Juni Kommunalwahl. Wir haben nicht nur Europawahl. Und ich kann Ihnen sagen, wenn Sie wollen, dass junge Menschen politisch werden, dass sie möglicherweise hier in Ravensburg und in angrenzenden Orten politische Verantwortung übernehmen. Meine Damen und Herren, keiner, kein junger Mensch wird das mehr machen, wenn er keine Chance bekommt, sich auseinanderzusetzen. Und ja, man kann viele Dinge ganz unterschiedlich sehen. Wir dürfen unterschiedlicher Meinung sein. Aber meine Damen und Herren, wenn wir hier uns gegenseitig niederbrüllen, dann wird es nur noch wenige geben, die den Mut haben, ihre Meinung zu sagen.

Ich habe gerade mit zwei Schülern gesprochen. Zwölf Jahre alt, die in der Schule über Krieg und Frieden sprechen. Wie mutig ist das von Lehrerinnen und Lehrern, mit Kindern darüber zu sprechen, weil die das mitbekommen, dass Menschen fliehen, dass Menschen aus ihrem Land vertrieben werden. Das ist richtig mutig. Und da sind zwei Zwölfjährige, die haben mehr Hirn in einem Kopf als der Typ mit der Glocke vor der Nuss.

So, jetzt kommen wir noch mal auf die Kommunalwahl zu sprechen, meine Damen und Herren. Ich habe ehrenamtlich 24 Jahre Kommunalpolitik gemacht. Und ich weiss, wie wichtig es ist, dass Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und Landräte und Abgeordnete hier sich um einen Ort und um eine Stadt kümmern. Und ich kann Ihnen nur sagen, Sie haben grosses Glück, hier zu sein, in dieser Gegend, in dieser Region. Das ist wirklich ein wunderbares Glück. Und ich kann nur sagen, ich bin gerne hier, ich komme gerne an den Bodensee.

Und das grosse Glück hier: Sie haben es nicht weit in die Schweiz. Sie haben es nicht weit nach Frankreich. Es gibt aber Länder in Europa, die haben andere Grenznachbarn, und die anderen Länder in Europa wie die baltischen Staaten, wie Polen, wie Bulgarien, Rumänien, wie Finnland, wie Norwegen haben Russland als Nachbarn. Was glauben Sie, wie es denen heute in dieser Zeit geht? Und deswegen, es ist es oft Zufall, wo man geboren wird und wo man lebt. Und deswegen: Hier zu demonstrieren, meine Damen und Herren, ist völlig in Ordnung. Wir dürfen miteinander sprechen, wir dürfen miteinander schreien. Ich empfehle Ihnen: Reisen Sie in die Ukraine. Ja, Sie alter Schreihals, Sie auch. Reisen Sie in die Ukraine. Schauen Sie sich das Elend an! Sie müssen ja selber lachen. Sie nehmen sich ja selber nicht mal ernst. Da muss er nämlich dann doch lachen. Eigentlich ist er ein ganz Netter, weiss ich doch. Ja, okay, ist sie nicht. Er – sie nicht. Sie nicht, aber er ist ein Netter. Das weiss ich.

So, meine Damen und Herren. 9. Juni, Kommunalwahl. Am selben Tag wird Europa gewählt. Und es gibt diese Europawahl, die hat es richtig in sich. Und meine Kollegin hat es gerade gesagt. Da geht es um Frieden, da geht es um Sicherheit, da geht es um wirtschaftliche Prosperität. Dieses Europa, meine Damen und Herren, ist gegründet worden nach dem grauenvollen Zweiten Weltkrieg, weil Menschen gesagt haben, wir wollen Versöhnung. Was für ein Glück für uns in Deutschland, die wir zwei Weltkriege ausgelöst haben. Was für ein Glück, mit 27 Nationen an einem Tisch zu sitzen. Was für ein Glück, dass wir in einer Demokratie leben. Was für ein Glück, dass wir uns anbrüllen dürfen, ohne dafür ins Gefängnis zu müssen. Meine Damen und Herren, und deswegen noch mal: Ich danke Ihnen, die mir zuhören, auch wenn wir nicht einer Meinung sind. Sie sind die Mutigen. Sie sind diejenigen, die diese Demokratie aufrechterhalten. Und sie sind auch Vorbild für junge Leute. Was glauben Sie, wenn hier junge Leute vorbeikommen, die möglicherweise Interesse hätten? Die gehen alle vorbei, weil das einzige Ziel der Feinde der Demokratie ist, dass wir nicht mehr diskutieren. Das einzige Ziel der Nicht-Demokraten ist, dass unser Land, unser Europa sich verändert.

Meine Damen und Herren, dieses Europa ist aufgebaut auf Frieden, und wir haben seit über 79 Jahren Frieden in diesem Land. Und wenn wir heute nicht ernsthaft uns damit beschäftigen, wenn wir heute die Augen zu machen, meine Damen und Herren, dann wird dieses europäische Projekt zerstört. Es wird wirtschaftlich zerstört, es wird rechtsstaatlich zerstört und wir haben jetzt schon Länder in Europa – nehmen Sie Ungarn, wo es keine Pressefreiheit mehr gibt, wo Leute eingesperrt werden, weil sie eine andere Religion haben, weil sie möglicherweise so leben, wie die Mehrheit es nicht will. Meine Damen und Herren, auch so etwas gibt es in Europa. Und die Europäische Union hat die Möglichkeit, diese Länder zu sanktionieren und ihnen nicht das Geld hinterherzuwerfen.

Und das ist die gute Nachricht. Und wenn Europa wachsen soll, wenn wirklich Europa wachsen soll, meine Damen und Herren, muss in Europa das Einstimmigkeitsprinzip abgelöst werden, weil die Mehrheit, liebe Freunde … weil es nicht sein kann, dass alle einer Meinung sind. Und in einer Demokratie gibt es mal eine Mehrheit und da ist man dabei und mal ist man nicht dabei.

Und was meine Kollegin gesagt hat, die Bürokratie über die Hälfte der Gesetze kommt aus Europa – über die Hälfte der Gesetze. Das ist für Berlin relevant, für Baden-Württemberg relevant und auch für das Rathaus in Ravensburg. Und deswegen ist es wichtig, dass Sie zur Wahl gehen, dass Sie ihre Stimme abgeben. Ja, und auch, meine Damen und Herren, das gehört auch dazu.

Wenn wir in Deutschland und in den europäischen Staaten zulassen, dass die AfD oder die BSW oder wie immer es heisst, dass die stark im Europäischen Parlament werden, werden sie Deutschland aus der Europäischen Union rausführen. Und kleiner, und kleiner, lädt jemand in seinem Wohnzimmer ein, der ihm anschliessend mit dem Feuerzeug das Sofa unterm Arsch abbrennt. Und deswegen müssen wir als Demokraten, meine Damen und Herren, wir müssen zur Wahl gehen. Wir sind mehr. Wir sind mehr, weil wir unser Land lieben und Europa lieben.

Und die, die gegen die Demokratie sind, die lieben nicht ihr Europa. Es gibt übrigens ganz spannende Umfragen. Je älter Menschen sind – normalerweise –, desto mehr interessieren sie sich für Europa, weil sie es noch kennen, wie der Grenzgang war.

Erinnern Sie sich an diese Zeit, als hier plötzlich wieder Grenzen geschlossen worden sind? Für uns völlig unvorstellbar. Meine Damen und Herren, und gerade jungen Leuten klarzumachen, was für ein kostbares Gut Europa ist, das wird unsere Aufgabe sein. Und da werden wir auch Vorbild sein müssen. Da werden wir ihnen auch klar machen müssen, dass sie, die 90er oder 2000er, in der Zeit geboren sind, wo das völlig normal war, hier eine Grenzen zu überschreiten, da mal eine andere Grenze zu überschreiten.

Meine Damen und Herren, das ist eben nicht normal und alles kann ganz schnell wieder zerstört werden. Und deswegen: Lassen Sie uns um die besten Wege ringen. Lassen Sie uns streiten. Völlig okay. Aber mit Worten, mit Akzeptanz, mit Respekt.

Und meine Damen und Herren, weil das bei manchen noch nicht angekommen ist, sage ich es Ihnen: Ich habe keine Angst, dass hier irgendwann eine Rakete einschlägt. Ich habe vor was ganz anderem Angst. Putin versucht mit seinen russischen Trollen das Internet zu beeinflussen. Was glauben Sie, was solche Leute jeden Tag im Netz erzählen? Das ist gefährlich, das ist gefährlich. Er versucht Einfluss zu nehmen, damit nicht mehr diskutiert wird. Es wird im Netz gelogen, es wird Quatsch erzählt. Damit wir, damit Sie, Sie sind die Mehrheit, nicht mehr den Mut haben, zu einer solchen Versammlung zu kommen.

Das ist die Realität. Und deswegen: Lassen Sie sich nicht einschüchtern. Seien Sie mutig. Machen Sie einen breiten Rücken. Schützen Sie die Schwachen in dieser Gesellschaft. Gehen Sie gegen Homophobie, gegen Antisemitismus vor. Seien Sie mutig. Und wenn Sie Nachbarn, Freunde haben, wenn Sie an der Arbeitsstelle: Ja, Diskutieren Sie. Seien Sie politisch. Nichts ist schlimmer, wie sich zu privatisieren. Nichts ist schlimmer.

Wie sich zurückzuziehen und zu sagen: Lasst doch einfach laufen. Meine Damen und Herren, wir, meine Generation, die jüngere Generation, wir sind heute in Verantwortung. Hören Sie das? Sagen Sie es Wladimir Putin, der jeden Tag 400.000 Menschen umbringt. 400.000, meine Damen und Herren, hat Wladimir Putin auf dem Schlachtfeld gelassen. Es ist ihm völlig egal, ob es seine eigenen Leute sind. Das ist die Realität. Und wir, meine Damen und Herren, wir sind mehr, wir sind klüger, wir sind intelligenter, wir haben mehr Empathie und wir sind Vorbild für die junge Generation. Und in der Europäischen Union und bei der Kommunalwahl dürfen junge Menschen mit 16 wählen gehen, wenn sie in ihrer Familie junge Menschen haben. Mobilisieren Sie junge Leute, weil die, die hier alles kaputtmachen wollen, sind kein Vorbild.

Ich kann nur sagen: Geht doch dorthin, geht doch nach Russland und schreibt uns. So, Leute. Liebe Ravensburger und die, die hier angereist sind. So eine schöne Stadt und so laut bei einer Wahlkampfveranstaltung, das ist schon bemerkenswert. Und ich kann nur sagen, ich bin seit 8. Januar unterwegs und ich habe viele Begegnungen, sehr viele Begegnungen und die meisten hören zu. Und da muss man nicht einer Meinung sein. Einfach zuhören und die Pfeife im Mund bedeutet eine Pfeife im Kopf. Meine Damen und Herren, und zwar eine ganz grosse Pfeife im Kopf, aber eine ganz grosse.

Und ich grüsse die ukrainischen Freunde da hinten. Seien Sie mutig. Jawohl, seien Sie mutig, so ist es richtig. Wir stehen an Ihrer Seite, solange Sie uns brauchen. Weil Ihre Freiheit ist unsere Freiheit, Ihr Leiden ist unser Leiden. Darum geht es. Jawoll, so ist es, so!

Meine Damen und Herren, wenn man sich mit Politik beschäftigt, und ich habe das 24 Jahre ehrenamtlich gemacht. Du kriegst gleich ein Hustenbonbon da unten, du Schreihals. Wenn man sich mit Politik beschäftigt, dann lernt man eins. Eine Meinung zu haben ist das eine, zuzuhören ist das andere, meine Damen und Herren.

Aber uns muss klar sein: In der wenigsten Ländern dieser Erde herrscht Demokratie. Die Leute werden weggeschlossen. Die Leute können ihre Meinung nicht zum Ausdruck bringen. Und das zu verhindern, ist unsere Aufgabe. Und zwar von allen. Und deswegen danke ich Ihnen, die so mutig sind, hierherzukommen. Lassen Sie sich von den Chaoten nicht so verängstigen. Lassen Sie uns den jungen Leuten klarmachen: Das zukünftige Europa wird nur eine Chance haben, nur eine Chance haben, wenn man aufrecht ist und wenn man sich von Despoten und Verbrechern dieser Erde nicht vorführen lässt. Wir werden uns nicht vorführen lassen. Nie und nimmer. Nicht im Namen meiner Kinder und nicht im Namen meiner Enkelkinder.

Und deswegen: Slava Ukraini.

Es lebe Deutschland, es lebe Europa!

Die 3 Top-Kommentare zu "«Sie alter Schreihals», «Sie nehmen sich ja selber nicht mal ernst», «zwei 12-Jährige haben mehr Hirn im Kopf als der Typ mit der Glocke vor der Nuss», «ihr seid zum Teil zu blöd, um eine Pfeife in den Mund zu stecken»: Hier lesen Sie die ganze Ravensburger Wahlkampf-Rede von FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann"
  • aliasmailster

    Ich habe eine Bitte an ALLE Leser hier mit Wohnsitz in Deutschland: BITTE ZEIGT DIESE UNMÖGLICHE KREATUR AN! Der Straftatbestand der öffentlichen Beleidigung ist mehr als erfüllt, es ist jetzt UNSERE Aufgabe, der (Schein-)Justiz in diesem Land klar zu machen, dass wir als Volk solches nicht hinnehmen! Diese Person gehört umgehend aus dem Verkehr gezogen!

  • Herr der Ringe

    Hat sie eigentlich auch was Substantielles gesagt?

  • rogerfan

    Inhaltlich eher überschaubar, was Frau Flak-Zimmermann da von sich gegeben hat. Sie hat wohl wenig Zeit, so eine Rede vorzubereiten. Nebenbei, oder besser hauptberuflich, muss sie ja 250 Anzeigen pro Monat gegen ihre Verehrer mit den Pfeifen im Kopf vorbereiten. Und da kommt richtig Geld rein. Finanziert man so neuerdings seinen Wahlkampf?