Lars Klingbeil ist Vorsitzender der SPD und damit Nachfolger herausragender Politiker, von denen einer der grössten Willy Brandt war.

Was aber ist in den SPD-Chef gefahren, dass er seinen Vorgänger de facto als Idioten bezeichnet?

Gut, so direkt hat er es nicht gesagt. Aber indirekt läuft es darauf hinaus. Denn Wandel durch Annäherung, so Klingbeil, Herzstück Brandtscher Politik, sei schon damals falsch gewesen.

Falsch? Diese Politik hat das Leben von Millionen hinter dem Eisernen Vorhang verbessert, hat zur Wiedervereinigung geführt und zur Befreiung Osteuropas vom sowjetischen Joch.

Vollends den Atem verschlägt einem Klingbeils Analyse, dass Sicherheit und Stabilität in Europa nur ohne, ja gegen Russland funktionieren.

Weiss er, was er sagt? Dass er eine Mauer durch Europa ziehen will, hinter der eine atomar bewaffnete wilde Bestie lauert? Hat er zu viel «Game of Thrones» gesehen, wo die Nachtwache das Königreich Westeros vor den Wildlingen schützt?

Wohlgemerkt, Klingbeil spricht nicht von Putin, nicht vom Kreml, nicht von einem Regime. Er spricht von Russland, einem Land, das von Russen bewohnt ist. Sie schliesst er aus der Gemeinschaft der Europäer aus. Was sind sie dann? Fremdlinge? Wilde? Untermenschen?

In der nach unten offenen Skala unüberlegter, unverantwortlicher, unsäglicher politischer Äusserungen hat Klingbeil neue Tiefen ausgelotet.

Das Schlimmste: Er wird dort nicht lange allein bleiben.