Die Wähler in Schleswig-Holstein haben Geschichte geschrieben: Sie wählten ein Parlament, in dem es keine Opposition mehr gibt.

Keine Missverständnisse: Natürlich wird man jemandem die Rolle der Opposition zuweisen. So wie ein Schauspieler heute den Schuft spielt und morgen den Helden.

Aber eine echte Alternative zur Regierung – wie Le Pen zu Macron, wie Labour zu Boris Johnsons Torys –, die gibt es nicht mehr.

Alle fünf Parteien sind sich so ähnlich, dass der Wahlsieger mit jeder koalieren kann: kein Puzzle, sondern Lego mit genormten Noppen.

Kiel ist dem Rest der Republik nur einen kleinen Schritt voraus: Zwar stören im Bund und in den anderen Ländern AfD und Linke noch immer den einvernehmlichen Altparteien-Klub. Aber bald will man auch dort wieder unter sich sein.

Der neue Begriff für das Kartell könnte aus Kaisers Deutschland stammen: «staatstragende Parteien». Geprägt hat ihn ausgerechnet ein CDU-Mann, dessen Name selbst jener hackenschlagenden Zeit entsprungen sein könnte: Roderich Kiesewetter.

Ach ja. Die Wahlbeteiligung in Schleswig-Holstein war niedrig. Woran das wohl gelegen haben mag?