Kampfroboter, unbemannte Kampfflugzeuge, Schiffe und Panzer – das Hacken von militärischen und zivilen Institutionen und Infrastrukturen ist keine Science-Fiction-Fantasie mehr. Das zeigen die wachsende Anzahl Militärtechnologie-Start-ups und die staatlichen Rüstungs-Programme, die sich mit künstlicher Intelligenz (KI) beschäftigen.

Die USA geben zwar gemäss dem Stockholmer Friedensinstitut mit 876 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 mehr Geld für die Rüstung aus als die nachfolgenden zehn Länder, darunter China mit 292 Milliarden, Russland mit 86 Milliarden oder Indien mit 81 Milliarden. Hinter Saudi-Arabien mit 75 Milliarden folgen Grossbritannien (68 Milliarden) und Deutschland (56 Milliarden). Aber darin sind wohl die vielen privaten militärischen Entwicklungsfirmen nicht eingerechnet, die den staatlichen Forschungsinstitutionen um Jahre voraus sind.

Deshalb fliessen auch verstärkt private Gelder in solche Venture- und Start-up-Gesellschaften. Im ersten Quartal 2023 sind gemäss Pitchbook fast 15 Milliarden US-Dollar, ein rekordhoher Quartalswert, in solche Start-ups geflossen. Bereits zwischen 2019 und 2022 haben sich die Mittelzuflüsse von 16 auf 33 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppelt. Das US-Verteidigungsdepartement gilt als zu schwerfällig und bürokratisch. Die Privatwirtschaft arbeite schneller und agiere flexibler. Deshalb ist das US-Verteidigungsministerium immer mehr auf Impulse von solchen Newcomern angewiesen, denn die USA wollen die besten Waffensysteme der Welt besitzen.

Kein Wunder, hat 1999 auch der CIA einen Venture-Capital-Arm, die In-Q-Tel, aufgebaut, die schon Hunderte von militärtauglichen Investments finanziert hat – beispielsweise Keyhole, aus der später Google Earth und Palantir hervorgingen. In-Q-Tel ist heute der mit Abstand grösste Venture-Capital-Konzern im Rüstungsbereich.

Die USA wurden durch die rasanten Fortschritte der chinesischen Rüstungsindustrie aufgeschreckt, welche bereits ballistische Anti-Schiff-Raketen und Überschall-Langstreckenraketen testet, die das Luftverteidigungssystem der Amerikaner unterlaufen können. Aber die US-Regierung hat nun realisiert, dass private Waffenhilfen – seien es Drohnen oder Satellitensysteme wie der Starlink-Internet-Dienst von Elon Musk – im Ukraine-Krieg unerlässlich sind.

Die Weiterentwicklung der KI wird als gefährlichster Trend beurteilt. Sie sei seit der Erfindung der Atombombe der bedeutendste Game-Changer im Militärbereich, denn sie könnte den gesamten Kriegsprozess revolutionieren – angefangen bei der automatischen Überwachung, der Gefahrerkennung, der Zielortung und der Abwehr von Angriffen mit superschnellen Waffen ohne menschliches Zutun. Mit der KI steigt auch die Gefahr von Cyber-Attacken auf kritische Infrastrukturen aller Art hat und zu Spionagezwecken.

Bis das US-Verteidigungsministerium aber noch mehr Geld seines Budgets (2023: 886 Milliarden Dollar) von den fünf grossen angestammten Rüstungszulieferern Lockhead Martin (2022: 66 Milliarden Dollar Umsatz), Raytheon Technologies (67,1 Milliarden Dollar), Boeing (66,6 Milliarden Dolllar), General Dynamics (39,4 Milliarden Dollar), Northrop Grumman (36,6 Milliarden Dollar) in grossem Stil auf die neuen Rüstungsfirmen wie Shield AI, Hawkeye 360, Anduril (orten und abschiessen von Drohnen), Rebellion Defense, Palantir Technologies (Daten-Analysen) oder Epirus umlagern wird, dürfte allerdings noch einige Zeit verstreichen.

Einigen neuen Unternehmen wie Palantir oder SpaceX von Elon Musk (Börsenwert über 150 Milliarden Dollar) passt dies nicht, und sie klagen gegen die einseitigen, altmodischen Rüstungskäufe, die zwar für den Erwerb von traditionellen Waffensystemen noch funktionierten, aber für die Beschaffung von Software etc. sei das Pentagon zu bürokratisch und untauglich.

Allerdings läuft auch im Privatsektor nicht alles wie gewünscht. So haben sich einige Silicon-Valley-Konzerne teilweise aus dem Militärbereich zurückgezogen. Der Druck von Leuten aus den eigenen Unternehmen, die aus ethischen Gründen keine Software mehr für Drohnen und andere automatische Waffensysteme, die selbständig Ziele identifizieren, herstellen wollen, habe zugenommen. Selbst CEOs einiger KI-Firmen wünschen sich mit einer Initiative eine Regulierung der KI, um solche schädlichen Anwendungen zu verhindern.

Die 3 Top-Kommentare zu "Was, wenn künstlich-intelligente Roboter-Armeen ausser Kontrolle geraten? Sogar Visionäre wie Elon Musk sind alarmiert"
  • Alpensturm

    Musk sagt schon lange, dass KI weitaus gefährlicher ist, als Atomwaffen und er hat recht. Nicht nur im Krieg, auch weil die Globalisten dies in ihren Freiluftgefängnissen namens 15-minute-cities zur Gesichtserkennung der Bürger einsetzen will. China und ihr Sozialreditsystem lässt grüssen.

  • JBA

    Nach dem ersten Terminaror Film hatte ich damals gesagt, dass die Menschheit in Zukunft vielleicht auch einmal gegen Maschinen kämpfen müsse. Mann - wurde ich als Spinner hingestellt.

  • @thisworld

    Es gibt einen interessanten Dokumentarfilm darüber, war als Actionfilm gedacht aber er zeigt wahrscheinlich unsere Zukunft mit KI. Der Film heisst TERMINATOR. Nur mal so, als Denkanstoss.