In Deutschland herrscht nun auch offiziell Alarm. Offiziell, weil von der Regierung ausgerufen, was bei Regierungen selten ist, denn Alarme schüren Panik und lassen vermuten, dass irgendjemand vorher ziemlich lange gedöst haben muss, sonst wäre ja jetzt nicht plötzlich Alarm.

Der Alarm, den Wirtschaftsminister Robert Habeck in dieser Woche ausgerufen hat, bezieht sich auf die Gasversorgung.

Er ist das offizielle Eingeständnis, dass die Lage kritisch ist. Nach dem Alarm kommt nur noch der Notfall. Dann entscheidet der Staat, wer Gas bekommt und wer nicht.

Bereits der Alarm hat einschneidende Veränderungen zur Folge, die sich am besten mit den drei Worten sparen, speichern, spendieren beschreiben lassen.

Gas wird gespart, indem es nicht mehr zur Stromerzeugung eingesetzt wird. Das sollen jetzt die bislang als Dreckschleudern verschrienen Kohlekraftwerke leisten.

Gas wird gespeichert, indem alle Grossspeicher nach Kräften gefüllt und erstmals Flüssiggas-Terminals gebaut werden.

Und die Bundesregierung verteilt über die Staatsbank KFW Geld an bedürftige Betriebe, die wegen der hohen Gaskosten sonst pleitegehen würden.

Es geht um einen «zeitlich befristeten und eng umgrenzten Kostenzuschuss ohne Rückzahlungspflicht», also ein echtes Geschenk, was bislang auch noch nicht oft vorgekommen ist.

Lange gedöst hat insbesondere die Vorgänger-Regierung Merkel: Zu nennen ist der ehemalige Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), der kaum je ein Sterbenswörtchen über die verhängnisvolle Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas verlauten liess.

Dass beim Wort Alarm keine Panik aufkommt, liegt einzig daran, dass die ganze Dramatik der Situation bei den Deutschen, die gerade in ihren ersten Sommerurlaub nach zwei Jahren Corona starten, erst langsam einsickert.

Wenn die Lage sich weiter wie bisher verschlechtert, wird manch einer wiederkommen, aber seinen Arbeitsplatz nicht mehr vorfinden.
«Wegen Gasmangel geschlossen» steht dann am Toreingang.

Das wäre dann der Notfall.