Soll keiner sagen, die vermutete Zusammenarbeit zwischen dem Departement des Innern von Alain Berset und dem Verlag Ringier trug keine Früchte.
Im redaktionellen Teil zeigten sich Blick und Co. zwei Jahre lang hell begeistert von jeder Massnahme, die Bundesrat Alain Berset ergriff. Wer ihn kritisierte, kam in der Zeitung unter die Räder. Sogar bei den Leserbriefen wurde stets darauf geachtet, dass Alain Berset gut wegkam. Als Titel in grossen Buchstaben wurden ausschliesslich Jubelschreie ausgewählt.
Am 15. Februar 2021 wurde dieses Zitat gross gedruckt: «Berset kann machen, was er will, immer jammert jemand.» Zehn Tage später diese Einschätzung: «Der Bundesrat macht es gut, die Kantone weniger.»
Am 1. November 2021 attackierten die Blick-Leser Bundesrat Ueli Maurer und stärkten Alain Berset moralisch den Rücken: «Ein Bundesrat darf sich nicht mit Querdenkern solidarisieren.» Dann kam das Mitgefühl. Die Leserbriefspalte vom 21. Februar 2022 ist mit Blick auf Berset wie folgt überschrieben: «Der Mann hat dringend Ferien nötig und verdient.»
Nachdem der «Corona-Minister» in der «Arena» von SRF aufgetreten war, wählte die Blick-Redaktion diesen Titel für die Leserrückmeldungen: «Berset war überzeugend, ehrlich, klar und fair.»
Mitte Dezember 2022 war es Zeit für eine Bilanz der Leser nach fast drei Corona-Jahren. Keine Frage, wie die Auswahl der Redaktion ausfiel: «Alain Berset hat die Schweiz gut durch die Pandemie geführt.» Was auch sonst?
Wenn Leserbriefe Volkes Seele spiegeln, dann ist klar: Alain Berset hat alles richtig gemacht. In einer Volkswahl hätte er wohl 100 Prozent der Stimmen. Jedenfalls, wenn die Schweiz aus Blick-Lesern bestehen würde.