Bumm, bumm, bumm. Wer hämmernde Bässe, dröhnende Beats und dichte Menschenmengen mag, muss am Samstagnachmittag unbedingt in die Zürcher Innenstadt. Ab 14 Uhr rollen zwanzig Love-Mobiles im Schritttempo vom Utoquai über eine 2,4 Kilometer lange Strecke bis zur Hafenanlage Enge.
Mit dem Techno-Boom der 1990er Jahre ist die Street Parade gross geworden – und hat sich mittlerweile als Wirtschaftsfaktor etabliert. Die Hoteliers in der ganzen Stadt melden Full House. Selbst einfache Zimmer kosten im Last-Minute-Angebot 300 Franken. Die Wertschöpfung des Anlasses beträgt über 150 Millionen Franken.
So weit die wirtschaftlichen Fakten. Wirft man einen differenzierten Blick auf den Anlass und stellt ihn der aktuellen Lage gegenüber, nimmt die Lautstärke des Jubels merklich ab.
Ohne auf die Spassbremse treten zu wollen, ist die Veranstaltung vor allem ein Ärgernis. 90 Tonnen Abfall – und ein Uringestank, der sich bis zum nächsten Regen (vermutlich im November) in den Hinterhöfen und Seitenstrassen festsetzt. Und auch die Virologen heben den Mahnfinger: Offenbar liefert die Street Parade das beste Refugium dafür, die Affenpocken zu verbreiten.
Seien wir doch ehrlich: Letztlich handelt es sich bei der Street Parade um eine Veranstaltung für postjuvenile Exhibitionisten und Voyeure, die den Anschluss an eine Fastnachts-Clique verpasst haben und am Sechseläuten abseitsstehen. Und die angeblichen Teilnehmerrekord-Zahlen, die jedes Jahr verbreitet werden, sind ein gut verkaufter Etikettenschwindel. Die Veranstalter beziehen in ihre Schätzungen alle Einwohner der Stadt Zürich mit ein – und zählen auch sämtliche Passanten, die sich zufälligerweise in die Nähe einer Beschallungsanlage verirrt haben.
Ich habe Glück: Als 50-jähriger Familienvater kann ich mich getrost aus der Sache raushalten. Und erfreulicherweise interessiert sich unser 9-jähriger Sohn (trotz der miserablen Tabellenlage) mehr für den FCZ als für merkwürdige Strassenfeste – und unsere Tochter, die aufgrund ihres Alters (12) ein gewisses Gefährdungspotenzial aufweisen würde, ist an einem Reitsportanlass in den sicheren Bergen. Deshalb mein Wunsch an die Stadtregierung: Bitte die Strassen-Parade sofort streichen, das Geld für die Organisation direkt an den Tierschutzverein überweisen oder in die Altersvorsorge einschiessen – und der lärmgeplagten Bevölkerung ein freies Wochenende gönnen.