Für die obligatorische Oster-Ansprache ist der Papst zuständig. Eine Ramadan-Ansprache gibt es inzwischen auch, und die kommt von Annalena Baerbock. Von Versöhnung reden beide. Was verwundert, denn erst jüngst beschwerte sich die deutsche Bundesaussenministerin über die Friedensappelle des Papstes.

Ist Versöhnung nun erlaubt oder nicht? Warum soll Franziskus über «weisse Flaggen» schweigen, während die Grünen-Politikerin die grosse Eintracht beschwört?

Und warum erwartet sie von Muslimen, was sie in ihrer Politik selbst nicht umsetzt?

Bekanntlich ist Baerbock jeder noch so kleine Schritt in Richtung Wladimir Putin absolut zuwider. Schon gar nicht will sie den russischen Präsidenten auch nur ansatzweise verstehen.

Nun aber appelliert sie in ihrer Instagram-Rede zu Ramadan wie folgt: «Ich wünsche mir, dass Menschen auf der ganzen Welt in diesem Monat des Innehaltens wieder aufeinander zugehen.» Man solle «einander zuhören» und «versuchen, die Sichtweise des anderen verstehen».

Man reibt sich die Ohren. Hat sie das wirklich gesagt? Wie kommt es zu dieser plötzlichen Metamorphose in eine Friedenstaube?

Das Haltbarkeitsdatum dürfte spätestens mit dem letzten Satz in ihrem Video überschritten sein.

An Glaubwürdigkeit verliert sie damit nur weiter, egal wie stabil sie in ihren trendigen High Heels steht.

Dass sie die Community mit dieser Ansprache alles andere als friedlich stimmt, dürfte ihr bewusst sein. Anders als unter allen anderen Instagram-Beiträgen sind die Kommentare unter ihrem Ramadan-Video deaktiviert. Nach dem Motto: Widerspruch ist zwecklos.

Dass sie zu Muslimen spricht, aber die Christen als Glaubensgemeinschaft im eigenen Land ignoriert, ist wahrscheinlich der noch viel grössere Grund, warum Baerbock sich in die Nesseln gesetzt hat. Da sie das dauernd tut, spürt sie vielleicht gar nicht mehr, wie sehr das brennen kann.