Andrea Arcidiacono wurde als Vizekanzler und Sprecher des Bundesrats nicht glücklich. Seit dem 1. Oktober 2024 im Amt, verlässt er dieses bereits wieder auf Ende März. Bei seinen Überlegungen hätten vor allem private Gründe eine Rolle gespielt, sagte Arcidiacono am Mittwoch im Vorfeld einer Medienkonferenz des Bundesrats.

«Arci», wie der sympathische Tessiner auch genannt wird, war nicht gemacht für das Haifischbecken. Dass er sich das selbst eingesteht, ehrt ihn. In Bundesbern fehlt es nicht an Beamten, die viel zu lange am falschen Platz verharren. Schon die Eingewöhnungsphase war für Arcidiacono kompliziert.

Der Neuling hätte gleich die Kommunikation über die vermaledeite Europapolitik koordinieren müssen. Zwei SVP-Bundesräte, die gegen die Verträge mit der EU sind, eine Mitte-Bundesrätin und ein SP-Bundesrat, die dafür brennen, zwei Freisinnige mit teils ambivalenter Beziehung zu diesem toxischen Dossier – der neue Bundesratssprecher hätte all diese Stimmen nach aussen synchronisieren müssen.

So soll es Viola Amherd, der damaligen Bundespräsidentin, verwehrt worden sein, an der Medienkonferenz über den Abschluss der EU-Verhandlungen teilzunehmen, schrieb jüngst der Tages-Anzeiger. Patric Franzen, der Chefunterhändler aus dem EDA, nervte sich, dass vor Weihnachten der Eindruck entstand, wonach die Bundesräte nicht wirklich wüssten, was im ausgehandelten Vertrag steht.

Fakt ist: Der Vertragstext liegt noch nicht vor. Darauf verwies auch Karin Keller-Sutter, damals designierte Bundespräsidentin, nach dem Abschluss der Verhandlungen in einem Interview mit Radio SRF. Das wiederum soll die Kommunikationsabteilung von EU-Turbo Beat Jans geärgert haben. Kurzum: Die Informationstätigkeit des Bundesrats hat unter Arcidiacono anarchische Züge angenommen.

Der Rücktritt komme auch für den Bundesrat überraschend, sagte Wirtschaftsminister Guy Parmelin am Mittwoch. Bundeskanzler Viktor Rossi wird nun eine Findungskommission einsetzen, um einen Nachfolger vorzuschlagen. Es bleibt zu hoffen, dass Rossi dieses Mal eine glücklichere Hand hat.

Bis dahin übernimmt Ursula Eggenberger das Amt der Bundesratssprecherin ad interim. Die Kommunikationschefin der Bundeskanzlei war bereits eingesprungen, als André Simonazzi im letzten Frühjahr unerwartet verstarb. Die Stabilität, die der langjährige Sprecher garantierte, fehlt dem Bundesrat nach wie vor.