Mal tritt er in der Gedenkstätte Hoheneck auf, und die Organisatoren schärfen den Besuchern dringlich ein: «Bitte vergessen Sie nicht, einen Sitzhocker mitzubringen!»

Dann wieder spricht er auf dem Blobach-Platz in Mühlhausen, dann beim Weihrichkarzl-Hof in Sehmatal und zuletzt in der Mehrzweckhalle in Schmalkalden. «Die Zuschauer sind aus dem Häuschen», berichtet von dort dann das lokale Meininger Tageblatt.

Wenn Peter Hahne seinen Auftritt hat, und er hat Dutzende davon, dann ist das Ereignis jeweils restlos ausverkauft, und die Strassen in der Umgebung sind rettungslos zugeparkt. 

Peter Hahne, der ehemalige Moderator von «Heute» und «Heute-Journal» im ZDF, ist ein echter Strassenfeger. Er ist der populärste Zeitkritiker des politisch korrekten Zeitgeists, den die jüngste Zeit hervorgebracht hat.

Hahne schreibt Bestseller etwa im gleichen Rhythmus, in dem die Grünen Wahl für Wahl verlieren. «Ist das euer Ernst?! Aufstand gegen Idiotie und Ideologie» heisst das neuste Werk. Kurz zuvor war der Titel des Buchs: «Das Mass ist voll: In Krisenzeiten hilft keine Volksverdummung». Und nochmals kurz zuvor: «Seid ihr noch ganz bei Trost! Schluss mit Sprachpolizei und Bürokraten-Terror».

Alle drei Bücher wurden umgehend die Nummer eins auf der Bestsellerliste des Spiegels. «Hahne entlarvt den Schwachsinn», ist sein wiederkehrendes Verkaufsargument. Also zieht er lustvoll gegen die neuen Religionen vom Leder, wie den heiligen Klimaschutz, die heilige Gendersprache, die heiligen Islamisten, den heiligen Ukraine-Krieg, die heiligen Transsexuellen, die heiligen Lockdowns und den heiligen Hochmoralismus.

Beim Spiegel dürften sie Magenkrämpfe gehabt haben, dass dieser «Wanderprediger», wie das Magazin ihn nennt, so oft die hauseigene Bestseller-Liste anführt. Denn Hahne ist das Gegenteil jener links-grün-woken Multikulti-Ideologie, die der Spiegel so gerne vertritt. Hahne gebrauche, so entrüstete sich die Redaktion, sogar das schlimme Wort «Zigeunerschnitzel».

Peter Hahne ist das ungezogene Kind des ZDF. Der bad guy.

Und damit wären wir bei Claus Kleber, auch er beim ZDF der ehemalige Moderator von «Heute» und «Heute-Journal» und beim TV-Publikum ebenso geschätzt wie Hahne.

Claus Kleber ist das wohlerzogene Kind des ZDF. Der nice guy.

Kleber ging nach seiner Pensionierung den umgekehrten Weg. Er blieb beim ZDF. Gefragt ist weiterhin auch er, etwa in all den TV-Talk-Shows, aber er positionierte sich in seinen Auftritten als Vertreter jener tugendhaften Weltrettung, die dem gutmenschlichen ÖRR eigen ist. Donald Trump etwa warf er «Mafia-Methoden» vor und kündete schon vor Monaten an: «Trump wird die Wahl nicht gewinnen.» Dann beklagt er sich über «die normative Kraft der Lüge» in unseren ach so unehrlichen Zeiten. Dann wiederum, beim Ukraine-Konflikt, kehrt er in die bewährten Muster des Kalten Kriegs zurück, wonach Russland nicht mit Verhandlungen, sondern nur mit massiver Aufrüstung kleinzukriegen sei: «Abschreckungslogik ist die einzige, die funktioniert.»

Und natürlich ist Claus Kleber auf die Gendersprache mit diesem luftschnappenden Hicks eingeschwenkt, der beim Schnappen jeweils diese kurze Pause macht, damit sich das Gendersternchen von Männlein zu Weiblein hicksend manifestiert. Dass Kleber daneben auch in der Klimafrage einen «Aufklärungsauftrag» ortet, ist denn politisch nur folgerichtig.

 

Als Journalist schätze ich beide, Hahne wie Kleber. Beide waren am Bildschirm hochprofessionell. Bei beiden wurden ihre politischen Präferenzen, wie es in öffentlichen Sendern Pflicht ist, in ihrer Moderation nicht sichtbar. Das unterschied sie von heutigen ZDF-Journalisten, die bei den Wahlen in Brandenburg zuletzt den Grünen einen «Sieg auf der ganzen Linie» attestierten, obwohl die Partei jammervoll aus dem Parlament abgewählt wurde.

Hahne und Kleber. Zwei ZDF-Granden, die sich erst nach ihrem Abschied vom Fernsehen in die öffentliche Diskussion einbrachten. Der eine ging auf Distanz zur ZDF-Linie, der andere blieb ihr treu. Zwei alte, professionelle Hasen. Aber vielleicht gehört die Sympathie etwas mehr dem politischen Rebellen als dem politischen Gefolgsmann.