«De mortuis nil nisi bene», von den Toten ist nur Gutes zu sagen, fanden die alten Römer. Gestorben ist SP-Bundesrat Alain Berset nicht. Aber ein Abgang nach zwölf Jahren als Bundesrat ist gewissermassen ein kleiner Tod.

Eine geballte Ladung Selbstkritik gab es bei der Ankündigung des Abschieds per Ende Legislatur vor den Medien nicht. Berset befand, die Journalisten würden sicherlich selbst noch auflisten, was er nicht gut gemacht habe.

Der Freiburger geht ganz offensichtlich mit einem reinen Gewissen. Er sagte unter anderem, er habe als Bundesrat immer alles gegeben, sich für die Demokratie engagiert und die Institutionen über alles gestellt.

Das werden nicht alle so sehen, aber das ist bei Bundesräten selten der Fall. Sicher ist: Alain Berset war geradlinig, durchsetzungsstark und unbeeindruckt von Anwürfen. Mit Sicherheit war er damit ohne jede qualitative Bewertung eine der stärksten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte in der Landesregierung.

Man kann diskutieren, ob er in der Corona-Zeit wirklich «das Bestmögliche herausgeholt» hat, wie er das selbst sieht. Aber sogar bei seinen härtesten Kritikern dürfte leichte Bewunderung dafür durchschimmern, wie gnadenlos unbeirrbar er seinen Kurs einhielt.

«Wir Menschen sind nicht hier, um ewig zu bleiben», begründete Alain Berset seinen Abgang. Ob die zwölf Jahre doch ein Hauch zu viel Ewigkeit waren oder es noch mehr vertragen hätte: Es bleibt der Beurteilung des Einzelnen überlassen.