1868 hat der Zürcher Arzt Conrad Cramer – einem alten städtischen Bürgergeschlecht entstammend – in Erinnerung an seine Gattin die Eleonorenstiftung gegründet. Zweck der Stiftung war es, in Zürich ein Kinderspital zu begründen und zu betreiben. «Zu den Kernaufgaben der Eleonorenstiftung gehört es, ein wachsames Auge auf die Finanzen des Kinderspitals zu haben», so verkünden die heutigen Stiftungsmitglieder stolz.

Doch wie haben sie diesen Auftrag erfüllt? Tatsache ist, dass die private Trägerin des Zürcher Kinderspitals vom Kanton ein Darlehen von 100 Millionen Franken verlangt. Diese neuerliche Aufstockung erfolgt, nachdem die Steuerzahler schon 2013 und 2015 für ein Darlehen von insgesamt 150 Millionen geradestehen mussten.

Gemäss Revisoren hat die Eleonorenstiftung ihr gesamtes Vermögen aufgebraucht, verjuxt und verjubelt. Und damit auf dem freien Markt jede Kreditwürdigkeit für zusätzliches Fremdkapital verspielt. Im Klartext: Ohne die neuerliche Finanzspritze aus öffentlichen Geldern wäre das Universitätskinderspital Zürich pleite. Dabei lobt man sich selber wie folgt: «Die Stiftungsmitglieder verfügen über jahrelange Fachexpertise und sind bestens vernetzt.»

Wie konnte es trotz angeblich geballter Fachkompetenz und dichtmöglichster Vernetzung in der feinen Gesellschaft so weit kommen? Die Zürcher FDP hat in der Eleonorenstiftung geschaltet und gewaltet, wie wenn es sich um einen Erbhof dieser Partei gehandelt hätte. Als Präsident der Stiftung amtet seit langem der freisinnige frühere Stadtrat und Finanzvorsteher Martin Vollenwyder. Sein Vizepräsident ist Parteikollege Thomas Vogel, ehemals FDP-Fraktionschef im Kantonsrat und FDP-Regierungsratskandidat.

Der Neubau des Kinderspitals in der Zürcher Lengg konnte nicht aufwendig und kostspielig genug sein. Unter den landesweit teuersten Architekten Herzog & de Meuron wollte es die Eleonorenstiftung nicht machen. Kein Wunder, liefen beim «Leuchtturmprojekt, das seiner Zeit weit voraus ist» – so das Eigenlob –, die Kosten völlig aus dem Ruder.

Jetzt muss der Kanton Zürich das «Kispi» retten, welches der freisinnige Parteifilz in den Sand gesetzt hat. Weil die Verantwortlichen mit einem «Leuchtturmprojekt» renommieren, statt die Finanzen im Griff zu haben. Die Swissair und die Credit Suisse waren nicht genug – es muss auch noch das Zürcher Kinderspital sein.

Abgelehnt wurde vom Regierungsrat übrigens ein Darlehensgesuch von 180 Millionen Franken des Spitals Wetzikon, das sich vollumfänglich im Besitz der Zürcher Oberländer Gemeinden befindet. Als Verwaltungsratspräsident des Spitals Wetzikon amtet Jörg Kündig, FDP-Gemeindepräsident von Gossau, Kantonsrat und Präsident der Zürcher Gemeindepräsidenten.

Die 3 Top-Kommentare zu "Das Kinderspital Zürich verlangt vom Kanton ein Darlehen von 100 Millionen – ein weiteres Schlamassel des FDP-Filzes"
  • bjoto

    Und Konsequenzen! Wie bei der UBS/CS...... keine - der Steuerzahler ist ja (noch) da!

  • Joerg Sulimma

    Jeder hat auf irgendeinem Gebiet jahrelange Fachexpertise. Bei Stiftungsratsmitgliedern sind dies eher selten die Finanzen, man verschreibt sich doch viel lieber dem Hehren und Guten. Und "beste Vernetzung" riecht immer schnell nach Filz. Vernetzung wird sowieso immer deutlich überschätzt. Die Tatsache, daß ich jemanden kenne, bedeutet gerade auch im gemeinnützigen Bereich nicht, daß er mir ohne Gegenleistung etwas Gutes tut. Deshalb bräuchte es unabhängige Finanzexperten in jedem Stiftungsrat.

  • reto ursch

    Hat den jemand im ernst etwas anderes von der opportunistischen Organisation FDP erwartet? Seit Jahrzehnten fahren diese schleimigen, charakterlosen Gesellen unsere Heimat Schweiz, unser Vaterland, Stück für Stück an die Wand in dem sie sich steht’s aalglatt der jeweiligen Lage anpassen um immerzu einen persönlichen Vorteil daraus ziehen zu können.