Bisher war der Stand etwa der: Bundesrat Alain Berset wusste zwar, dass sein Kommunikationschef Peter Lauener und Ringier-CEO Marc Walder immer wieder in Mailverkehr standen. Aber Berset hatte nicht den geringsten Schimmer, was Lauener in all seinen Mails an den Medienmanager schrieb.

Neu ist der Stand etwa der: Bundesrat Alain Berset tauschte sich immer wieder direkt und persönlich mit Ringier-CEO Marc Walder über gegenseitige SMS aus. Wir können getrost davon ausgehen, dass Berset nicht den geringsten Schimmer hatte, was er in all seinen SMS an den Medienmanager schrieb.

Wer von den Medien als oberstes Ziel die Unabhängigkeit von der Regierung erwartet, der sieht sich durch diese innige Verfilzung als Naivling dargestellt. Dennoch muss man aufpassen, dass man nun nicht zu einer pauschalen Verurteilung der Medien ausholt.

Ein Fall wie der Berset-Walder-Klebstoff ist kein generelles Merkmal des Schweizer Journalismus. So etwas ist nur bei Ringier denkbar. Kein anderer CEO eines Schweizer Medienkonzerns kann wie Walder derart als Alleinherrscher agieren, weil er zugleich Mitbesitzer des Unternehmens ist.

Während der Corona-Krise rühmte sich Walder intern gerne, was für innige Kontakte er ins Bundeshaus und zu Berset pflege. Bei einem anderen Medienunternehmen hätten sie so einen CEO zur Distanz zurückgepfiffen. Bei Ringier liessen sie zu, dass der unumstrittene Chef die Glaubwürdigkeit der Medien beschädigen konnte.