Die Aushängeschilder der SVP hatten immer wieder Meinungsverschiedenheiten.
Legendär sind die unterschiedlichen Positionen der Alt-Bundesräte Christoph Blocher und Adolf Ogi in der Europapolitik.
Doch im Augenblick stellt ein Aargauer Regierungsrat und Landammann der Volkspartei alles bisher Bekannte in den Schatten.
Während der Corona-Pandemie passte kein Blatt zwischen Jean-Pierre Gallati und SP-Gesundheitsminister Alain Berset: Als die SVP das Referendum gegen das Covid-19-Gesetz beschloss, sprach er öffentlich von «Zwängerei».
Die Neutralitätsinitiative der gleichen Gruppierung sollen die Parteimitglieder gar nicht erst unterschreiben, erklärte er kürzlich. Gallati meinte öffentlich, man könne heute nicht mehr neutral sein.
Im Kanton Aargau ist er für das Asylwesen zuständig. In Windisch liess er es zu, dass Mieter die Kündigung erhielten, um für Asylbewerber Platz zu machen. Mittlerweile spricht der ehemalige Rechtsaussen von einem «massiven Betriebsunfall». Dennoch hat Gallati der Glaubwürdigkeit seiner Partei in der Flüchtlingspolitik einen Bärendienst erwiesen.
Was lehrt die Geschichte?
Durch die Wahl in die Exekutive haben Politiker das Gefühl, die Überzeugungen ihrer eigenen Partei ignorieren zu können.
Dabei ist es umgekehrt: Sie sitzen in der Exekutive, weil sie Mitglieder einer Gruppierung sind – im Falle von Gallati der SVP. Sie verdanken ihrer Partei entsprechend fast alles.