In rund einem Monat wird in Zürich über die SVP-Initiative «Tschüss Genderstern» abgestimmt. Dabei geht es der Volkspartei darum, die per 1. Juni 2022 eingeführte Praxis, den Genderstern in amtlichen Mitteilungen zu verwenden, rückgängig zu machen.

Hauptanliegen der Initianten: «Texte von Behörden müssen klar, verständlich und lesbar sein. Gendersprache und insbesondere der Genderstern machen die Sprache dagegen schwerfällig und unverständlich. Zudem darf die Stadt Zürich Sprache nicht als politisches Instrument missbrauchen.»

Das Thema erhitzt die Gemüter auch deshalb, weil die Sprache alle angeht – und ein klarer Umgang mit ihr eine wichtige Basis der demokratischen Abläufe darstellt.

Deshalb wird nun schon im Text der Abstimmungsbroschüre um jedes Satzzeichen gekämpft. Die FDP stellt sich in besagter Publikation auf den Standpunkt, dass in der Stadtverwaltung ein «Genderstern-Zwang» herrscht – weil binäre Formen wie «Zürcherinnen und Zürcher» verboten sind.

Das stimme nicht, argumentierten SP, Grüne, AL und GLP. Wenn Stadtangestellte nicht «Zürcher*innen» schreiben wollten, könnten sie andere geschlechtsneutrale Formulierungen verwenden, etwa «Zürcher Bevölkerung» oder «Menschen aus Zürich». Wegen solcher im Reglement vorgesehener Alternativen könne man nicht von «Zwang» sprechen.

SP, Grüne, GLP und AL duldeten keinen Kompromiss. So beschlossen die (Links-)Parteien, ihren Standpunkt über ihre Mehrheit durchzusetzen. Sie passten den Text ohne Zustimmung der FDP an. Im Abstimmungsbüchlein sollte «Pflicht» stehen statt «Zwang».

Dies wiederum wollt die FDP nicht akzeptieren – und intervenierte bei der Aufsichtsbehörde (dem Bezirksrat). Dieser stoppte daraufhin den Druck der Abstimmungsbroschüre – und lieferte die Grundlage für einen langwierigen Rechtsstreit und die Verschiebung der Abstimmung.

Dagegen stemmten sich SP und Grüne – und verhalfen der FDP im Parlament zu einer Mehrheit. So erscheint das Abstimmungsbüchlein nun wie von der FDP gewünscht – mit vier «Zwang»-Formulierungen. FDP-Fraktionschef Michael Schmid sagt dazu: «Ich bin froh, dass das Sprachdiktat, welches die links-grüne Mehrheit uns aufzwingen wollte, am Rechtsstaat gescheitert ist.»

Bleibt zu hoffen, dass es nach diesem Schema weitergeht und der Genderstern das Schicksal aller Himmelskörper teilt; dass er früher oder später als Sternschnuppe verglüht und im Universum der sprachlichen Missverständnisse verschwindet.