Der Berner Regierungsrat Pierre Alain Schnegg ist in seinem Kanton für das Asyldossier zuständig. Im Interview mit dem Tages-Anzeiger sieht er auf nationaler Ebene den grössten Handlungsbedarf beim Schutzstatus S.

Mit diesem könne es nicht so weitergehen wie bisher. Die Einführung des Status nach Kriegsbeginn sei richtig gewesen. «Aber heute wird er vermehrt missbraucht.»

Inzwischen sei die Mehrheit der Leute, die in die Schweiz kämen und den Schutzstatus S beantragten, nicht mehr direkt vom Krieg betroffen. Schnegg: «Konkret kommen heute vor allem Roma, und viele davon sprechen weder Ukrainisch noch Russisch.»

In vielen Fällen zweifle seine Behörde an der angegebenen Identität der Personen. Er gehe davon aus, dass «schon fast ein Geschäftsmodell» hinter dem Zufluss an Roma stecke.

Es gebe Leute, die nach dem Erhalt von Geld umgehend wieder verschwänden, Unterkünfte seien plötzlich leer, die gerade in der Schule angemeldeten Kinder tauchten nie auf.

Schnegg sagt, er höre auch von Kollegen aus anderen Kantonen, dass inzwischen eine Mehrheit der Gesuche für den Schutzstatus S von Roma gestellt würden. Da nur die Nationalität und nicht die Ethnie erfasst werde, lasse sich das aber nicht mit Zahlen belegen.

Der Berner Asyldirektor fordert eine Aufhebung oder zumindest eine starke Beschränkung des Status. Die Schweiz biete mit dem regulären Status im Asylbereich ausreichend Schutz.

Beim Status S handle es sich um einen temporären, den man nicht «während Jahrzehnten» aufrechterhalten könne. Österreich mache es vor: Dort bekommen diejenigen ein Bleiberecht, die eine Arbeitsstelle und das Beherrschen einer Landessprache vorweisen können.