Von seinem Heimatland hält Lukas Bärfuss nicht viel. Regelmässig liest er der Schweiz die Leviten und lässt sich standardmässig nur mit übelgelaunt wirkendem Gesicht ablichten.

In einem Gastbeitrag unter dem Titel «Die Schweiz ist des Wahnsinns» in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung konstatierte der Schriftsteller: «Das Land ist auf dem falschen, rechten Weg». Mit Kultur und Medien gehe es bergab, «es ist empörend».

Bergauf ging es jüngst allerdings mit dem Kontostand von Bärfuss. 2023 verkaufte er sein Archiv dem Bund zuhanden von dessen Literatur-Archiv. Pro Jahr kauft die Schweiz für maximal 500.000 Franken jeweils ein halbes Dutzend «Vor- und Nachlässe» von Autoren.

Nun ist laut dem Blick bekannt, was Lukas Bärfuss für das erhalten hat, was er an Gedanken und Entwürfen zu Papier gebracht hat und noch zu Papier bringt: 350.000 Franken. Auf diese Summe kam man laut Nationalbibliothek durch den Vergleich mit bereits erworbenen Archiven und «zwei unabhängigen Schätzungen».

Bärfuss erklärt, das Geld habe eine untergeordnete Rolle gespielt, er habe auch andere Optionen gehabt. Es klingt, als würden auf dem Schwarzmarkt Millionenbeiträge für den Inhalt seiner Schubladen geboten.

350.000 Franken an Steuergeld dafür, dass vielleicht alle paar Jahre ein Germanistikstudent oder ein Historiker in vergangenen Schreibversuchen eines Schweizer Autors wühlt?

Was genau in diesem Archiv liegt, ist nicht bekannt. Alte Schulaufsätze? Gezeichnete Gedankenskizzen, die während Telefongesprächen entstanden sind? Oder doch der Entwurf zum nächsten Bestseller mitsamt Nobelpreis?

Wenn man schon indirekte Kulturförderung betreiben muss: Der Schweizer Literatur wäre mit vielen kleineren Beiträgen an junge, aufstrebende Autoren mehr gedient als mit einem Vermögen an einen, der seinen Durchbruch längst hatte. Und nichts Besseres weiss, als sich an dem Land abzuarbeiten, das ihn so grosszügig beschenkt.