Das Magazin Der Spiegel gehörte in der Corona-Zeit zu den eifrigsten Verfechtern der Massnahmenpolitik. Der Journalist Nikolaus Blome titelte in seiner Kolumne «Wir Geiseln der Ungeimpften» und forderte: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen.»

Eine Aufarbeitung dieser Zeit hält man beim Spiegel aber offenbar weiter für unnötig. Markus Feldenkirchen, Autor im Berliner Büro, äussert sich kritisch über die Forderung nach einer Kommission, die vor allem den Umgang mit Ungeimpften untersuchen soll.

Es habe damals wissenschaftliche Hinweise gegeben, «dass Ungeimpfte verstärkt zum Infektionsgeschehen beitragen», so Feldenkirchen. Diese hätten sich «nicht wirklich bestätigt», und der Umgang mit Ungeimpften sei «zum Teil falsch gewesen». Der Autor weiter: «Das schreibe ich auch selbstkritisch.»

Gleich darauf ist es mit der Selbstkritik aber vorbei. Seine Empathie gehöre derzeit denen, die sich weiterhin mit dem Thema Corona beschäftigen. «Die heute noch verkniffen Buch führen, wer damals was gesagt hat und womöglich falsch lag». Diese Leute könnten «nicht loslassen und die Gegenwart geniessen» und seien damit «die wahren Long-Covid-Opfer».

Es ist begreiflich, dass der Spiegel wenig Freude an denen hat, die nach wie vor falsche Behauptungen und denunzierende Zitate aus jener Zeit publizieren. Allerdings ist das nur nötig, weil die Journalisten des Magazins damals ihre Arbeit nicht gemacht und munter Fehlinformationen verbreitet haben.

Autor Markus Feldenkirchen selbst hat sich wiederholt negativ geäussert über Ungeimpfte wie den Fussballer Joshua Kimmich, ihre Wirksamkeit behauptet und schädliche Folgen ausgeschlossen. Er lag falsch. Es ist also wohl nur menschlich, dass er die Debatte beendet wissen und nicht daran erinnert werden will.