«Die Unvollendete» ist eine Sinfonie des österreichischen Komponisten Franz Schubert in h-Moll. Sie entstand 1822 in Wien.

202 Jahre später kann der Tennis-Profi Novak Djokovic seine Karriere mit bestem Gewissen als «Die Vollendete» bezeichnen. Mit dem Erfolg im Final des olympischen Tennisturniers gegen Carlos Alcaraz schloss der 37-jährige Serbe die letzte Lücke in seinem grandiosen Palmarès.

Olympia mag auf den ersten Blick für den Ausnahmekönner nicht jene Bedeutung haben wie die 24 Grand-Slam-Titel. Schliesslich ist Djokovic der einzige Spieler, der jedes Major-Turnier mindestens dreimal gewinnen konnte.

Und doch hat der sonntägliche Triumph auf den berühmtesten Sandplätzen der Welt in Roland Garros eine Magie, die alles überstrahlt. Djokovic feierte ihn in einem Moment – drei Wochen nach der Niederlage im Wimbledon-Final gegen den 21-jährigen Himmelstürmer Alcaraz –, in dem viele die Wachablösung schon als vollzogen deklarierten.

Aber in Paris wurde nun klar: Novak Djokovic ist noch immer der Grösste. Und wenn ihn die sonst für ihre Zurückhaltung bekannte Neue Zürcher Zeitung sogar als «den Grössten in der Tennis-Geschichte» bezeichnet, gibt es keinen Raum für Missverständnisse mehr.

7:6, 7:6. Das Resultat im Olympia-Final steht für einen epischen Kampf, einen Nachmittag voller Dramen – und für eines der besten Tennisspiele der vergangenen Jahre. Und es steht für die Unnachgiebigkeit, die Kampfkraft und die Entschlossenheit des Siegers, wenn es um alles oder nichts geht.

Die Trophäensammlung von Novak Djokovic ist seit dem 4. August 2024 komplett – und seine Karriere vollendet. Aber zu Ende ist sie noch nicht. Das sind schlechte Nachrichten für die Konkurrenz; ganz schlechte.