Jean-Daniel Ruch, Weltwoche-Kolumnist und zur Zeit der Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine Schweizer Botschafter in der Türkei, bestätigt, dass es der Westen war – insbesondere «die Amerikaner mit ihren britischen Verbündeten» –, der «die Verhandlungen abgebrochen hat», als sie in Istanbul im März 2022 «kurz vor dem Erfolg» standen.

Im Interview auf dem Portal Anti These sagt er, der Westen habe dies getan, weil man gedacht habe, es sei zu früh, man habe «erst Russland schwächen» wollen. Er habe diese Entscheidung «zutiefst unmoralisch» gefunden, weil «zu diesem Zeitpunkt klar war, dass es bei einer Fortsetzung des Krieges zu einer Eskalation kommen würde und die Zahl der Toten mindestens in die Zehntausende, wahrscheinlicher in die Hunderttausende gehen würde».

Rhetorisch fragt Weltwoche-Kolumnist Ruch: «Warum mussten all diese Menschen sterben?» Denn in der Zwischenzeit habe man vielleicht Russland geschwächt, aber gleichzeitig auch den gesamten Westen – «vielleicht nicht die Amerikaner, aber ganz sicher Europa».

Über ein mögliches Friedensabkommen, wenn es denn heute zustande käme, sagt Ruch: Es würde immer noch «so ziemlich auf dem basieren, was in Istanbul ausgehandelt wurde» – vorausgesetzt, die Russen seien noch immer dazu bereit. Denn Ruch ist sich «nicht so sicher, dass die Russen heute zu Kompromissen bereit sind».

Das ausführliche Gespräch über Syrien, Israel und die Ukraine finden Sie hier:

Die Friedensverhandlungen beschreibt Diplomat Ruch auch in seinen Memoiren «Frieden und Gerechtigkeit», erschienen im Weltwoche-Verlag.