2019 rief das Parlament der Stadt Wil im Kanton St. Gallen den Klimanotstand aus. Bis 2050 sollen die Treibhausgasemissionen auf Stadtgebiet auf netto null gesenkt werden.

Eine entsprechende Resolution wurde von einer Mehrheit gegen den Willen der SVP angenommen.

Ganz so dringend scheint es aber nicht zu sein. Derzeit läuft eine Ausschreibung der Stadt für ein Atelierstipendium in Buenos Aires in Argentinien. Künstlerinnen und Künstler mit Bezug zu Wil sollen dort die Möglichkeit erhalten, «sich zu entfalten und zu reifen».

Das Stadtparlament muss den Budgetposten für den Künstleraufenthalt noch bewilligen. Tut es das, müsste konsequenterweise auch der Klimanotstand aufgehoben werden.

Das findet jedenfalls Andreas Hüssy, Wiler SVP-Parlamentarier, in einer Einfachen Anfrage. Denn der Notstand scheine ja vorbei zu sein, «ansonsten würde die Stadt nicht aktiv Stipendien ausschreiben für Aufenthalte auf der anderen Seite der Erde».

Zudem ständen der Stadt auch Ateliers in Genua oder Belgrad zur Verfügung. Dringenden Bedarf, den Kontinent zu wechseln, gibt es also nicht.

Die Stadt Wil hat ohnehin kein glückliches Händchen bei der Unterstützung von Künstlern. Der Förderpreis ging 2022 an das Rap-Duo «Projekt ET».

Dieses sorgte wenige Monate später für Aufsehen mit einem Song mit der Zeile «Fuck uf d Esther Friedli». Die obszöne Aufforderung richtete sich gegen die damalige St. Galler SVP-Ständeratskandidatin.