Warum denn weinen, wenn man auch lachen kann? Die Welt ist voller Spassvögel und Satiriker, die einen immer wieder staunen lassen. Welch überschäumende Fantasie ist da am Werk! Ideen, auf die unsereins als Normalo niemals kommen würde. Beneidenswert.

Etwa, dass kulturelle Aneignung betreibe, wer sich zu Fasching als Indianer verkleidet, und damit indigene Völker beleidigt. Oder die Schande von Bad Schandau: Vier Karnevalisten mit schwarz angemalten Gesichtern und Händen, Kraushaar-Perücken und grellroten, übergrossen Lippen traten da auf. Ein Mann hielt ein Schild: «Die lange Schlange aus der Savanne». Bild erkennt darin eine Anspielung auf Flüchtlinge, die aus Afrika zu uns kommen. Also: ganz klar rassistisch!

Wenn hingegen ein Mann sich die Beine rasiert und Frauenkleider trägt, sollte man tunlichst nicht von kultureller Aneignung sprechen, dafür könnte es eine satte Geldstrafe geben.

Am Tierwohl liegt wohl allen, weshalb so ein «Tierwohlcent» auf keinen grossen Widerstand stösst. Ist das nicht süss, wie Landwirtschaftsminister Cem Özdemir ein rosa Ferkelchen im Arm wiegt? Da glaubt man ihm gleich alles! Nur die hiesigen Bauern müssen wieder mäkeln. Denn wie soll wohl der «Cent» den vielen Importeuren von Fleisch abgeknöpft werden?

Einfacher ist es, die Würde der Tiere zu achten, indem man dafür sorgt, dass sie nicht der Unterhaltung dienen. Die Tierschutzaktivisten-Organisation Peta möchte, dass das auch für ihre hölzernen Nachbildungen auf Karussells gilt. Verständlich: So ein buntes Holzpferd könnte Kinder, die fröhlich darauf eindreschen, womöglich zu Taten am lebenden Objekt animieren. Immerhin erlaubt Peta, auf Besen zu reiten, was die Hexen unter uns erfreuen wird – und auf Regenbögen, da dankt die Buchstaben-Community.

Was aber, wenn vor der AfD-Geschäftsstelle in Pankow ein grosser Schneemann steht, aus Plastik, das ist ja weder kulturelle Aneignung, noch kränkt es jemanden. Doch halt: So ein Schneemann ist männlich und weiss, also toxisch. Dieser hier trug überdies Handschuhe und Weste in AfD-Farben und zum Ausgleich Rot-Grün auf dem Kopf! Doch er stand natürlich am falschen Ort. Und, halt, hatte er nicht den rechten Arm erhoben, mit perfidem Lächeln? Hob er ihn, um zu winken? Oder wollte die AfD damit ähnlich Gesinnten einen Fingerzeig geben – hier wird dem Fööhrer gehuldigt?

Die Polizei jedenfalls verfasste einen Tätigkeitsbericht, eine Hauptkommissarin prüfte den Sachverhalt und schrieb die AfD Pankow an: «Aufgrund eines hier vorliegenden Tätigkeitsberichts zu einer aufblasbaren Schneemannfigur mit erhobenem rechten Arm (sogen. Deutscher Gruss) bitte ich Sie dringend um Kontaktaufnahme. Vielen Dank und mit freundlichen Grüssen.»

Unsere Polizei! Immer wachsam, auch mit dem Holzauge.

Nun, dass der Honig «Flotte Biene» umbenannt werden müsse, weil der Name sexistisch sei, ist zwar offenbar ein Fake, dafür aber gibt es die Biopizza Antirassisti – «Scharf auf Toleranz». Sie schärfe, heisst es auf der Website, «deine Sinne für mehr Gleichberechtigung, Vielfalt und ein respektvolles Miteinander. Pikant belegt mit Mozzarella und getrockneten Tomaten, leistet sie zudem noch einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung beim Ausstieg aus Rechtsextremismus».

Was für eine in der Tat scharfe Werbung! Verdienstvoll.

Vertan hat sich indes der Betreiber der Davoser Bergstation Pischa. Auf einem Zettel in feinstem Hebräisch konnte man dort lesen, dass Sportgeräte nicht mehr vermietet werden – an Juden. Also offenbar nicht an Juden, die Hebräisch können, was ja nicht auf alle Juden zutrifft. Übrigens ist so ein Jude auch schlecht zu erkennen, wenn er weder Schläfenlocken noch Kippa trägt. Ein Judenstern ist ja nicht mehr zeitgemäss. Kurzum: Dieser Hinweis kann gar nicht judenfeindlich sein, er richtet sich ja nur an jene, die man daran erkennt, dass sie den Zettel auch lesen können. Seltsam, dass der Betreiber nicht auf diese völlig plausible Begründung zurückgegriffen hat.

Seltsam übrigens auch, dass die CDU bei regierungsopportunen Demonstrationen mitmarschiert, auf denen sie selbst das rechte Zielobjekt ist. Masochismus? Manche mögen’s eben heiss.

Lachen wir! Am Aschermittwoch war schließlich alles vorbei! Oder vielleicht doch nicht? Oder ist alles ganz anders?

Mittlerweile glaube ich, dass sich in unseren Medien ein anarchistischer Geheimbund austobt, der die Sache mit der woken Korrektheit so lange übertreibt, bis niemand mehr den Meldungen über Nazischneemänner glaubt.