Die Frontlinie in der Ukraine zeigt zunehmende Schwächen, obwohl es Gespräche über einen möglichen Waffenstillstand gibt. Dies berichtet der Economist.

Ein aktuelles Beispiel ist die Einnahme der ostukrainischen Stadt Welyka Nowosilka durch russische Truppen nach sechstägigen Kämpfen. Die ukrainischen Verteidiger mussten sich unter schwierigen Bedingungen zurückziehen, da die Versorgungswege abgeschnitten waren.

Die russische Taktik besteht aus anhaltenden Infanterie-Angriffen, die hohe Verluste fordern, aber schliesslich zum Rückzug der ukrainischen Truppen führen.

Die russischen Streitkräfte konzentrieren sich nun auf die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk, ein logistisches Zentrum, das seit Monaten unter Beschuss steht. Die Kämpfe haben bereits dazu geführt, dass die Ukraine eine wichtige Kokskohlemine aufgeben musste, die zuvor die Hälfte des Bedarfs der heimischen Metallindustrie deckte.

Die ukrainische Armee kämpft mit personellen Engpässen und Desertion, was die Verteidigung erschwert. Ein ehemaliger Kommandant beschreibt die Situation als chaotisch. Man müsse ständig Lücken in der Front schliessen. Die russische Armee setzt zunehmend auf Drohnen. Diese verändern die Natur des Krieges, während gepanzerte Fahrzeuge an Bedeutung verlieren.

Trotz einiger taktischer Erfolge Russlands bleibt unklar, ob diese in grössere strategische Vorteile umgewandelt werden können. Die ukrainische Militärführung bezweifelt, dass Russland derzeit über ausreichende Ressourcen verfügt, um tiefer in ukrainisches Gebiet vorzudringen. Gleichzeitig zeigt sich, dass Russland in der Lage ist, trotz internationaler Sanktionen weiterzukämpfen, unter anderem durch die Unterstützung Nordkoreas.

Die internationale Aufmerksamkeit liegt derzeit auf möglichen Verhandlungen, doch solange die Frontlinie weiter zurückweicht, scheint Russlands Präsident Putin wenig Anreiz zu haben, Kompromisse einzugehen. Die ukrainischen Streitkräfte bereiten sich darauf vor, den Krieg noch mindestens ein bis zwei Jahre fortzusetzen.