Sozialistische Brüderlichkeit und Solidarität war angesagt. Theatralisch herzte Olaf Scholz den brasilianischen Präsidenten Lula das Silva: «Willkommen zurück auf der internationalen Bühne.»
Tatsächlich war die Brasilien-Reise des Bundeskanzlers ein Fiasko sondergleichen. Aus deutscher Sicht zumindest. Nichts, rein gar nichts erhält Deutschland als Gegenleistung für die 200 Millionen Euro, die man als Vorleistung schon mal für die Rettung des Regenwaldes lockermachte.
Lula will weder dringend benötigte Flugabwehr-Munition für die Ukraine liefern noch bei einem Klimaklub mitmachen. Stattdessen schlägt er einen Friedensklub vor, der von China und Indien angeführt werden sollte. Europa spielt dabei keine Rolle mehr. Aus seiner Sicht sind die Ukraine und der Westen ebenso schuld am Krieg wie Russland.
Entweder haben die Deutschen Lulas Wahlkampf nicht mitverfolgt. Oder ihr Wunschdenken war wieder mal mächtiger als die Realität. Der alte Marxist hatte es offen gesagt: Selenskyj hält er für eine Witzfigur; und was die Rettung des Regenwaldes betrifft, will er die Industrienationen für jeden Baum bezahlen lassen, den Brasilien nicht fällt. Klimaschutz ist für Lula vor allem ein Geschäft.
Zum einen liegt es daran, dass die marxistisch und antiimperialistisch geprägte südamerikanische Linke sich nie als Verbündete des Westens sah, im Gegenteil. Zum andern hält Lula an Bolsonaros Politik zum Ukraine-Krieg fest: Brasilien bleibt neutral.
Brasilien war auch nie international isoliert. Das Einzige, was sich geändert hat: Lula hat die von Bolsonaro gekappten engen Beziehungen zu den sozialistischen Hungerdiktaturen in Venezuela und Kuba wieder reaktiviert.
Und das sollte Europa beunruhigen.
Ohne die massive logistische und finanzielle Unterstützung von China und Russland hätten sich die linken Tyrannen in Havanna und Caracas kaum an der Macht halten können. Es geht dabei weniger um Ideologie als um Geopolitik. Für Peking und Moskau sind Kuba und Venezuela im Kampf gegen die US-Hegemonie wichtige Brückenköpfe auf dem amerikanischen Kontinent.
Wir erleben gerade ein Wiederaufflammen des Kalten Krieges, der in Lateinamerika bloss eingefroren, aber nie wirklich beendet wurde. Und in diesem Krieg stehen die lateinamerikanischen Genossen nicht auf der Seite des Westens.
Korrupt zu sein bedeutet nicht, blöd zu sein.
Für Lula trifft die alte deutsche Volksweisheit zu: Auch ein blindes Huhn findet manchmal ein Korn! Sozialisten sind mir ein Gräuel, aber dafür, dass er den 'grossen Staatsmann' aus Deutschland auflaufen liess, bekommt er von mir einen Daumen nach oben!
Brasilien gehört zu den BRICS-Staaten. Die fallen den Russen gewiss nicht in den Rücken. Was hat Scholz den erwartet wenn er da mit seinen grün/sozialistischen Plänen anrückt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass außerhalb von Deutschland jemand diesen ideologischen Quatsch mitmachen würde. Egal in welchem Land unsere Qualitätspolitiker in den vergangenen Jahren waren, sie sind meistens mit leeren Taschen und warmen Worten nach Hause gefahren.