Der eine liebt das Land mit einer unerhörten und wunderbaren Leidenschaft. Der andere gibt sich cool. Und glaubt, Liebe, Leidenschaft sei etwas von früher. Heute gäbe es diese Welt der unbezahlbaren Gefühle nicht mehr. So wie er argumentierte, gibt es heute für ihn nur noch den schnellen Profit oder die Frage, wie man als Manager die Gefahren kurzfristig zu erleidender Verluste vermeidet.
Christoph Blocher, die integrale und bewaffnete Neutralität, gegen Eric Gujer, nur keinen Nachbarn der grossen Geschäfte vor den Kopf stossen, im Duell der Worte, «NZZ Standpunkte» bei SRF 1.
Christoph Blocher wird 83, Eric Gujer, Chef der NZZ, 62. Wie Liebe und Leidenschaft den einen jung hält und die kühle Pragmatik den andern dagegen uralt klingen lässt. Der perfekte Beweis von der Relativität des Alters auf Kanal eins des Schweizer Fernsehens. Eine unbezahlbare Werbung für die Neutralität unseres Landes.
Auf die eine Art absolut unverständlich, wie es zu diesem Talk kommen konnte. Die Möglichkeit, dass der sich so cool gebende Gujer vom Gerücht gehört haben könnte, Christoph Blocher werde langsam alt, daher sei es heute möglicher geworden, seine Argumente zu entkräften, steht im Vordergrund.
Ich glaube allerdings ganz einfach, dass es die Macht und die Kraft dieser Schweizer Neutralität fast allein war, die jedes Argument gegen sie so machtlos aussehen liess wie der Flug eines Schmetterlings im Sturm. Hilfloses, impotentes, hohles Geflatter, Geplapper.
Es ist ja nicht so, dass Eric Gujer einer ist, der nur mit schwachen Argumenten Chefredaktor der alten Dame von der Falkenstrasse geworden ist. Natürlich hat auch er grösste Mühe, sein einst konservatives Blatt aus dem unheimlichen Strudel des linken Mainstreams im Lichte der Wirklichkeit zu halten, untergegangen in diesem den Journalismus vernichtenden Einheitsbrei ist er noch nicht. Das zeigt er hin und wieder mit starken Editorials.
So war es denn auch nicht ein schier überheblicher Grössenwahn Gujers, der die Neutralität als Waffe einer längst vergangener Zeit abtun möchte, die zu diesem Debakel führte. Es war die treue und ewige Liebe, die Leidenschaft für die Schweiz und die einmalige Klasse des Christoph Blocher, die zu diesem so einseitigen Duell führte. Ich habe ein solches einseitiges Ohrfeigengewitter seit Muhammad Ali gegen Ernie Terrell 1967 nie mehr gesehen. Aber schauen Sie sich das Duell doch selber an.