Die Ukraine ist im Kriegszustand. Wegen dieses Krieges sind grosse Teile der Infrastruktur der Ukraine zerstört, die Wirtschaftskraft ist um ein Drittel eingebrochen, die Inflationsrate betrug im vergangenen Jahr gut 20 Prozent. Zudem gilt die Ukraine als eines der korruptesten Länder Europas. Auf dem Korruptionsindex von Transparency International belegt sie Platz 122.

Aber aus Brüsseler Sicht scheint all das kein Problem zu sein. Am heutigen Mittwoch wird die EU-Kommission ihren Jahresbericht zum Stand des Erweiterungsprozesses bekanntgeben. Es gilt als sicher, dass die Kommission eine klare Empfehlung für den Start der Verhandlungen mit der Ukraine abgeben wird.

Im Grunde ist die EU dabei, sich selbst abzuschaffen. Aus einer wirtschaftlich starken und kulturell einigermassen homogenen Gemeinschaft bastelt man seit Jahrzehnten einen Club, der allenfalls auf Sonntagsreden, wohlfeile Phrasen und Polit-Symbole baut.

Dahinter steckt einmal mehr Naivität und Weltfremdheit. Wie in vielen anderen Politfeldern (Migration, Islam, Energiewende) ist man offensichtlich der Ansicht, man könne Fakten schaffen, indem man Tatsachen ignoriere. Es ist wie im Kindergarten. Dahergeplapperte Worte (Demokratie, westliche Werte, Freiheit) werden als Beschwörungsformeln eingesetzt, in der Hoffnung, dass sich das offensichtlich Defizitäre – Simsalabim – in Wohlgefallen auflöst.

Das wird aber nicht geschehen. Die Ukraine wird auf Jahrzehnte nicht aufnahmefähig sein. Und im Grunde wissen das auch alle. Ganz abgesehen davon, dass die EU qua Ukraine droht in einen Krieg ohne Perspektive hineingezogen zu werden.

Die Kommission in Brüssel gefährdet die EU stärker, als der schärfste EU-Kritiker es je könnte.