Das Interview mit der früheren Aussenministerin Micheline Calmy-Rey im Onlineportal Republik beginnt mit einem Paukenschlag.
Die Sozialdemokratin bringt ohne Umschweife Wilhelm Tell ins Spiel, «der für die Unabhängigkeit und die Freiheit gekämpft hat».
«Wilhelm Tell?», fragen die beiden Interviewerinnen nach, und man hört die Ungläubigkeit aus den Zeilen heraus.
Aus einem Gespräch über die Unabhängigkeit des Kosovo wird schnell eines über die Neutralität der Schweiz in der Zeit des Ukraine-Kriegs. Die Schweiz wäre nicht mehr glaubwürdig als neutraler Staat, wenn sie Waffen exportieren würde, so Calmy-Rey, es sei «nur logisch, konsequent auf Waffenexporte zu verzichten».
Die Republik-Journalisten haben daran schwer zu kauen. Ob sich die Schweiz denn als pazifistisches Land positionieren solle, fragen sie zurück.
Die Antwort der Genferin: Das Land habe sich freiwillig verpflichtet, «niemals einen Krieg zu führen, niemals an einem Krieg teilzunehmen oder Kriegsparteien militärisch zu unterstützen». Die dauernde Neutralität sei ein einseitiger Verzicht auf Gewalt, «und das ist ein Wert an sich».
Dass man als unsolidarisch wahrgenommen wird, wenn man sich auch noch angesichts des Kriegs in der Ukraine auf die Neutralität beruft, bedauert die Ex-Politikerin. Mit einer Zustimmung zur Wiederausfuhr von Waffen suche man einen «Ausweg aus diesem Dilemma».
Stattdessen, so ihr Vorschlag, solle die Schweiz die Ukraine anders unterstützen. Beispielsweise mit humanitärer Hilfe.