Die Junge SP (Juso) nimmt für sich in Anspruch, die Partei der Gerechtigkeit, Inklusion und Integration zu sein. Auf ihrer Homepage heisst es unter anderem: «Wir stehen für eine Gesellschaft, in der niemand wegen der Herkunft, des Äusseren oder der Lebensweise benachteiligt wird.»
Und nun macht sie im Hinblick auf den entscheidenden Wahlgang im Rennen um den freiwerdenden St. Galler Sitz im Ständerat von Paul Rechsteiner exakt das Gegenteil. In den verzweifelten Bemühungen, die (im ersten Wahlgang mit 17 Prozent der Stimmen) klar unterlegene SP-Kandidatin Barbara Gysi im Showdown gegen die favorisierte SVP-Frau Esther Friedli (44 Prozent im ersten Wahlgang) zu einem Befreiungsschlag zu verhelfen, gehen die Jungsozialistinnen frontal auf Friedli los.
Laut dem Juso-Communiqué sei Esther Friedli nicht nur unwählbar, sondern stellt auch eine Gefahr für das Wohl von allen dar, die nicht in ihr Bild von akzeptierten Schweizer Bürgern passen würden. Dieses Bild sei: weiss, wohlhabend, konservativ. Ausserdem ist die Juso der Meinung, dass Friedli eine menschenfeindliche, antifeministische und klimazerstörerische Haltung habe.
Ebenso entspreche die Denkweise in Sachen Feminismus gar nicht derer der Juso. Friedli wolle gendergerechte Sprache sowie Gleichstellungsbüros systematisch bekämpfen, wobei sich der Kampf gegen feministische Anliegen unter der ersten weiblichen Programmchefin massiv verstärkt habe.
Wer das Pamphlet der Juso liest, bleibt kopfschüttelnd zurück. Es kommt von derselben Partei, die das Zürcher Sechseläuten zum «antifeministischen Anlass» reduziert. Doch damit schiesst die Juso ein klassisches Eigentor.
Wäre politischer Wahlkampf ein Spiel des Eishockey-Play-off-Finals, gäbe es für diese Hasstirade nur ein Verdikt: «Matchstrafe plus (mindestens) drei Spielsperren». Mit anderen Worten: Esther Friedli könnte ihren Einzug in den Ständerat schon jetzt feiern.