Der Geostratege Professor John J. Mearsheimer von der University of Chicago sprach in der berühmten britischen Talkshow von Piers Morgan über den Krieg in der Ukraine – und was passiert, wenn der Krieg in dieser Form weitergeht, ohne Verhandlungslösung. Wir dokumentieren die Aussage im Wortlaut und übersetzt.

Die Ukraine wird noch mehr Territorium verlieren, noch mehr Menschen werden sterben.

Ich denke, ob wir westliche Unterstützung hatten oder nicht, ob wir der Ukraine die sechzig Milliarden Dollar gegeben haben oder nicht, spielt keine Rolle, die Ukraine wird am Ende verlieren.

Ich würde sogar sagen, dass die Ukraine bereits verloren hat.

Und ich würde sagen, dass die Ukraine jetzt mehr als 20 Prozent ihres Territoriums verloren hat, und wir wissen das aus der Gegenoffensive.

Und wir wissen aus der Gegenoffensive des letzten Jahres, dass die Ukraine keine Chance hat, dieses Gebiet zurückzuerobern.

Das Gebiet ist also verloren. Die Frage ist, wie der Krieg weitergeht.

Mein Argument ist, dass die Ukraine in Zukunft noch mehr Gebiete verlieren wird und noch mehr Menschen sterben werden.

Der Hauptgrund dafür ist, dass es sich um einen Abnutzungskrieg handelt, und in einem Abnutzungskrieg ist das Gleichgewicht der Truppen, das Gleichgewicht der Artillerie und das Gleichgewicht der Luftwaffe sehr wichtig.

Wenn man sich alle drei Gleichgewichte ansieht, dann ist das im Moment gegen die Ukraine entscheidend, und es wird mit der Zeit nur noch schlimmer werden.

Das ausführliche Interview finden Sie hier:

Die 3 Top-Kommentare zu "Geostratege John J. Mearsheimer: «Die Ukraine hat schon verloren» – und je länger der Krieg dauert, desto schlimmer wird es werden"
  • nkrusch

    Mearsheimer ist einer der wenigen Geostragen im Westen der die geopolitische Lage objektiv und realistisch eingeschätzt hat. Das er bisher so wenig Widerhall in den westlichen Medien gefunden hat, zeigt wie interessengeleitet und ideologisch aufgeladen die Mainstream-Medien sind. Der Konsum von Mainstream-Medien sollte prinzipiell mit der Einstellung vorgenommen werden, dass wahrscheinlich das Gegenteil wahr ist, bzw. ein maßgeblicher Teil der Wirklichkeit verschwiegen wird.

  • balthasar

    Um die jetzige Situation festzustellen braucht es keinen Geostrategen. Da würde es nüchtern denkenden Menschen reichen eins und eins zusammenzählen zu können. Das werden „wir“ dann schnell lernen müssen, wenn wir die Rechnung präsentiert bekommen.

  • Ludwig Detusch

    Herr Mearsheimer beschreibt den Zustand, wie er sich bereits seit Ende April 2022, also seit 22 Monaten darstellt: Seitdem gab es nur noch unbedeutende Verschiebungen der Frontlinie, dafür umso mehr Tote - und das jedenfalls ganz bestimmt auf der ukrainischen Seite, wo man zehntausende in einer chancenlosen "Gegenoffensive" in den Tod hetzte.